: Goldrausch nach Yuan-Abwertung
■ In China sind zum Jahresbeginn die Preise explodiert
Peking (dpa/taz) – Die deutliche Abwertung des chinesischen Yuan hat einen kräftigen Preisschub und einen Goldrausch ausgelöst. Gleichzeitig mit der Abwertung wurden nämlich auch die 1980 als konvertible Sonderwährung eingeführten Foreign Exchange Certificates (FEC) abgeschafft: Grund für viele Chinesen, damit noch schnell Gold und Schmuck zu kaufen. Der tägliche Umsatz im Pekinger Freundschaftsladen – ursprünglich konnten dort nur Ausländer mit FEC einkaufen – stieg am letzten Tag vor der Umstellung um das 60fache, berichtete die China Daily gestern.
Geschäfte in großen Städten, die importierte Güter führen, oder auch Hotels, die sonst FEC gefordert hatten, erhöhten ihre Preise zumeist bis zu 50 Prozent. Damit glichen sie die Abwertung des Yuan aus, dessen Wechselkurs mit 8,7 nach bisher 5,8 Yuan für den Dollar festgelegt worden war. Die Regierung hatte zwar verkündet, daß Preise nicht ohne Genehmigung erhöht werden dürfen. Am Neujahrstag aber wurden viele Waren trotzdem mit den höheren Preisen ausgezeichnet.
Obwohl der Wert des FEC offiziell dem der lokalen Währung gleichgesetzt war, wurde er auf dem Schwarzmarkt um 30 bis 40 Prozent höher gehandelt. Ihre Abschaffung und die Anpassung des Yuan an den Markt sind wichtige Voraussetzungen für die Aufnahme Chinas in das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (Gatt).
Der Schritt löste Verwirrung aus. Viele Chinesen konnten gehortete FEC nicht mehr offiziell zurücktauschen, weil sie sie offiziell gar nicht besitzen durften. Auch der Schwarzmarkt nahm keine FEC mehr auf. Vielen blieb so nur der Gang zum Juwelier, der noch niedrigere Preise für FEC bot. Der Goldrausch hatte seine Ursachen nach Ansicht von Beobachtern aber auch in der Angst vor einem weiteren Wertverlust des Yuans: Derzeit herrscht offiziell 19,5 Prozent Inflation in den Städten, 14,5 Prozent landesweit.
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