: Gokart-Dance ist kein Sport
POKER Die Deutsche Fußballliga plant einen eigenen Fernsehsender – schlecht für das DSF
„Nach langer schwerer Krankheit verstarb am [hier bitte Datum einfügen] das Deutsche Sport Fernsehen.“
Ein – hoffentlich kreativerer – Nachruf muss spätestens seit vergangener Woche im Giftschrank jeder Redaktion liegen, denn der Patient DSF liegt auf der Intensivstation – Genesung unwahrscheinlich. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat eine Sendelizenz beantragt. Ein „Bundesliga History Channel“ soll entstehen, berichtet die Süddeutsche Zeitung. 40.000 Stunden Material sollen bereitliegen. Die Verklappung vergangener Spielzeiten war bisher eine DSF-Sommerlochdomäne.
Nicht der erste Stich ins Herz der 1993 vom DSF gestarteten Fernsehrevolution. Gerade an dem Verlust fast jeglicher relevanter Sportrechte und dem dauernden Tanzen leicht bis unbekleideter Damen bei gleichzeitigem Gokartverkehr hat der DSF-Zuschauer schwer zu tragen. 2007 drohte gar der Verlust der Daseinsberechtigung: zu wenig Sport im Sportfernsehen. Doch die Bayerische Landeszentrale für neue Medien bewies Mitleid.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? Mitnichten. Am heutigen Dienstag bestreitet das DSF sein Programm mit dreieinhalb Stunden Poker, sieben Stunden Call-In-Quiz und neun Stunden Dauerwerbesendungen bzw. „Sport Clips“, das ist das Format mit den Damen und den Gokarts.
Zu allem Überfluss greift nun Sky das DSF und seine einzige – Gott weiß wieso – ernst genommene Fußballsendung an: den „Doppelpass“. In dem „talken“ am Sonntagmorgen Jörg Wontorra und Udo Lattek. Sky zieht das Gleiche am Abend durch – mit Patrick Wasserziehr und dem Beckenbauer-Franz.
Den Kaiser konnte sich das DSF noch nie leisten, im Gegensatz zu alten Bundesliga-Aufzeichnungen, doch auch das scheint nun vorbei zu sein. „In tiefer Trauer: [hier bitte Namen einfügen]“ JÜRN KRUSE