piwik no script img

Gnadenfrist für die Wale

■ Der Internationalen Walfangkommission droht die Spaltung in Walfangländer und ihre Gegner

Noordwijk (taz) - In der Internationalen Walfangkommission (IWK) zeichnet sich ein Bruch ab zwischen den Walfangländern und ihren Gegnern. Die Kommission hatte am Freitag mit überragender Mehrheit beschlossen, den kommerziellen Walfang weiterhin auszusetzen (die taz berichtete). Island, Norwegen und Japan drohten nun auf einer abschließenden Pressekonferenz, die IWK zu verlassen, wenn das Jagdverbot für Zwergwale nicht aufgehoben werde. Sie warfen der Kommission vor, sich von dogmatischen Umweltschützern leiten zu lassen und damit gegen die Konvention der IWK zu verstoßen: Die IWK sei schließlich nicht als Umweltschutzorganisation gegründet worden, sondern um eine vernünftige Form des Walfangs zu sichern.

Norwegen und Island haben zu Hause mit einer großen Krise ihrer Fischereiwirtschaft zu kämpfen (siehe auch Interview). Vor der Abstimmung am Freitag hatte Island den Antrag eingebracht, die Bestände der Zwergwale im Zentralatlantik sie werden auf etwa 28.000 Tiere geschätzt - wieder in begrenztem Umfang zur Jagd freizugeben. Um den Antrag durchzubekommen hätte es jedoch einer Dreiviertelmehrheit der 29 Delegierten bedurft. Island wollte 200 Zwergwale pro Jahr jagen dürfen. Als Begründung wurde angeführt, die Zwergwalbestände seien groß genug, um als natürliche Ressource des Meeres genutzt werden zu können. Island unterlag jedoch mit diesem Antrag genauso wie Japan, das „einige wenige“ der auf zwischen 400.000 und eine Million geschätzten Zwergwale in der südlichen Hemisphäre für japanische Küstenfischer zur Jagd freigegeben sehen wollte.

Ein Bruch zwischen den Walfängern und den 20 anderen Ländern in der IWK scheint nach dieser Tagung nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Die nächste IWK-Tagung im Mai in Reikjavik, auf der die Bowhead-Wale und nochmals die Zwergwale auf der Tagesordnung stehen, wird in dieser Hinsicht entscheidend sein.

Plutonia Plarre

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen