Glückwunsch, Herr Hartz! : Vater der Reformen
Er ist der Vater vieler Reformen – und dafür verantwortlich, dass der Ausdruck „Reform“ für viele zum Synonym für Kürzungen geworden ist. Herzlichen Glückwunsch zum 65. Geburtstag, Peter Hartz! Job-Floater, Ich-AG – der Architekt der nach ihm benannten Arbeitsmarktreformen hat gleichermaßen wohlklingende wie unverständliche Begriffe ersonnen. Binnen Jahren wollte der gelernte Industriekaufmann und ehemalige Vorstand der Saarstahl AG und der Dillinger Hütte die Zahl der Arbeitslosen halbieren – und wurde auch deshalb zu einer der ersten tragischen Figuren dieses Jahrhunderts.
Der Schröder-Duzfreund konnte nichts dagegen tun, dass die Empfehlungen seiner Kommission im politischen Kleinklein verhackstückt wurden. Einen Sommer lang bestimmten Demonstrationen gegen „Hartz“ die Agenda, Unbekannte verübten im Herbst 2004 einen Farbbeutelanschlag auf sein Haus. Nie wieder hat sich Peter Hartz öffentlich zu „Hartz“ geäußert.
Zum heutigen Eintritt ins Pensionärsalter blieben auch von VW-Seite die Würdigungen aus. Der einst mächtige Arbeitsdirektor musste im Juli 2005 wegen der VW-Affäre den Hut nehmen. Möglicherweise wird die Braunschweiger Staatsanwaltschaft noch in diesem Jahr Anklage gegen Hartz wegen Untreue erheben, zudem prüft sie die Begünstigung von Betriebsräten. Über das Hartz’sche Spesenkonto sollen Partys, Schmiergelder und sogar Viagra ohne Prüfung abgerechnet worden sein. Hartz soll die Bestechung der Betriebsräte organisiert haben, damit sie den Managern keine Probleme in den Weg legen.
„Atmende Fabrik“, „Auto 5.000 GmbH“ – mit seinen Beschäftigungsmodellen hat der IG Metaller bei VW Jobs geschaffen und Massenentlassungen verhindert – so 1993 mit der Einführung der Vier-Tage-Woche, einer Art Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich. Diese Regelung will das heutige Management kippen. Heute arbeitet Hartz im Saarland wieder als Unternehmensberater. Spätestens beim VW-Prozess wird man wieder von ihm hören – sei es als Zeuge oder als Angeklagter. ksc