: Glückspromille
■ Gabriella Bußackers „Glücksbagatellen“
Die Suche nach dem Glück ist ein Herantasten, ein Ausprobieren, ein Weg voller Nagelproben. Gabriella Bußacker, die in ihrem neuesten Projekt der subversiven und fruchtbaren Kraft von Glücksbagatellen nachspürt, hat sich das auch formal zu Herzen genommen. In mehreren Konzeptionsphasen mit anschließenden Werkstattaufführungen sammelt die Regisseurin Fragmente zu ihrem Thema, um sie schließlich zu einem „richtigen“ Theaterabend zu verschränken.
Ausgehend von Textstücken (u.a. eine Selbstmorderzählung von Bret Easton Ellis und Essays von Roland Barthes und Michel Leiris) wird in der Improvisation mit vier Akteuren (Edith Adam, Petra Bogdahn, Matthias Breitenbach und Thorsten Wilrodt) ein Szenen-Mosaik über kleine und schicksalshafte Sehnsüchte, über flüchtige Erfüllung und bedrohliche Versagung entwickelt. Nach der ersten Skizze eines zukünftigen Stückes, die im August vergangenen Jahres aufgeführt wurde, folgte dieses Wochenende nun das zweite Zwischenergebnis auf einer Probebühne von Kampnagel.
Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die Bar als Rotationspunkt für feinsinnige Langeweile, verschlüsseltes Begehren und Platz sanktionierter Ausbrüche. Mit wenigen freundlichen und ironischen Gesten stellen die Schauspieler die Atmosphäre „unter Freunden“ her und bieten dem Kreis dann kurze Vorführungen, Tänze, Geschichten und Absurditäten. Auf dem Stuhl stehen und das Haar mit Bier fetten, dezente Bauchtänze zu türkischer Musik, mit minimalen Mitteln die eigene fatale Beziehung zu Menschen oder Alkohol beschreiben oder Sturmtrinken „Für die glücklichen Finnen!“, aus derlei Momenten besteht der freundliche Swing dieser Arbeit. Mit scheinbar leichter Hand wird so die ambivalente Atmosphäre privater Glücksmomente gewebt und gewendet.
tlb
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen