DAS NEUE REIT-GESETZ FÜR IMMOBILIEN HEIZT DIE SPEKULATION AN : Globalisierung auf ganzer Linie
Deutschland ist auf dem Weg zur Moderne, so sieht es jedenfalls Finanzminister Peer Steinbrück (SPD). Gestern wurde ein Gesetz in den Bundestag eingebracht, das den neuesten Hit der internationalen Finanzmärkte auch an die deutschen Börsen transportieren soll: die REITs, also Immobilienfonds auf Aktienbasis. Sie sollen noch mehr ausländisches Finanzkapital nach Deutschland locken. Dieses Ansinnen wirkt zunächst ein wenig überflüssig, denn die internationalen Spekulanten haben die deutschen Immobilien längst entdeckt. 2006 ging gar als „Jahr der Rekorde“ in die Annalen ein: 80 Milliarden Euro wurden von Großanlegern in deutsche Mietwohnungen und Gewerbeflächen investiert.
Wozu also REITs? Die Banken und Anleger haben heftige Lobbyarbeit in dieses Gesetz investiert: Immobilien sollen zu einer unbeschränkt handelbaren Ware werden. Denn insgesamt sind die deutschen Gebäude 7,2 Billionen Euro wert – davon entfallen etwa 1,63 Billionen auf Gewerbeimmobilien. Das lockt die internationalen Investoren, zumal sie kaum noch wissen, wohin mit ihrem vielen Geld. So sind etwa Aktien momentan wenig lukrativ, seitdem die Kurse auf Rekordniveau pendeln.
REITs ist ein Symbol dafür, dass sich der Immobilienmarkt globalisiert – und, noch wichtiger, dass die einst getrennten Kapital- und Immobilienmärkte rasant zusammenwachsen. Das hat seine Risiken. Bisher gab es in hierzulande nur Einzelfälle der verfehlten Immobilienspekulation – etwa in Ostdeutschland. Doch nun wird denkbar, dass sich die ganze Immobilienbranche überhitzt, angefeuert vom internationalen Kapital.
Und was ist mit den Mietern? Oberflächlich betrachtet, scheint sich für sie nichts zu ändern, weil die SPD-Linken durchsetzen konnten, dass REITs nur für überwiegend gewerbliche Immobilien gelten. Allerdings sollten sich die Mieter nicht zu sicher fühlen: Die Großverkäufe kommunaler Wohnungen haben gezeigt, dass REITs gar nicht nötig sind, um Appartements massenhaft zu Spekulationsobjekten zu machen. Die internationalen Investoren haben die deutschen Immobilien eben längst entdeckt. ULRIKE HERRMANN