Globales Konfliktbarometer 2009: Zwei Kriege weniger als im Vorjahr
Das "Globale Konfliktbarometer 2009" sieht einen Anstieg der weltweiten Konflikte. Gefährlich ist der häufige Zusammenhang gewaltsamer Auseinandersetzungen mit regionalen Krisen.
GENF taz | Das Jahr 2009 war ein wenig gewaltärmer als 2008. Zu diesem Ergebnis kommt das "Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung" (HIIK) in seinem gestern veröffentlichten "Globalen Konfliktbarometer 2009".
Zwar stieg die Gesamtzahl der vom HIIK beobachteten internationalen und innerstaatlichen Konflikte von 345 auf 361. Das ist der Höchststand seit 1991, als das HIIK erstmals sein Konfliktbarometer veröffentlichte. Doch von den 361 Konflikten verliefen lediglich 31 "hochgewaltsam" (2008: 39). Als "hochgewaltsam" definiert das HIIK auf seiner fünfstufigen Skala von Konfliktintensitäten Auseinandersetzungen, die mit wiederholtem Einsatz von organisierter Gewalt geführt werden.
Sieben dieser hochgewaltsamen Konflikte des Jahres 2009 (darunter jene in Afghanistan, Pakistan, im Jemen, in Sri Lanka , in Somalia und im Gazastreifen) stuft das HIIK als "Krieg" ein, weil die Gewalt über einen längeren Zeitraum und systematisch eingesetzt wurde oder wird und das Ausmaß der Zerstörung nachhaltig ist. 2008 zählte das Institut neun Kriege. Die drei unteren Stufen der Konfliktintensität im HIIK-Barometer sind gewaltfreie latente oder manifeste Konflikte sowie Krisen, in denen zumindest eine der Parteien vereinzelt Gewalt anwendet.
In dem leichten Rückgang bei Kriegen und hochgewaltsamen Konflikten sieht das HIIK allerdings keinen Grund für übermäßigen Optimismus. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen seien zumeist in regionale Konflikte eingebunden, in denen sich Krisen gegenseitig anheizten, betont HIIK- Forscherin Lotta Mayer. Daher sei "die Deeskalation einzelner Konflikte möglicherweise von nur vorübergehender Dauer." Auch die 112 Konflikte, in denen die Gewalt bislang nur sporadisch aufflackerte, enthielten "ein hohes Risikopotential für die Zukunft".
Die am meisten betroffenen Regionen der Erde sind der Nahe und Mittlere Osten sowie Asien und Afrika südlich der Sahara mit jeweils neun hochgewaltsamen Konflikten. In Nord- und Südamerika stieg ihre Zahl von zwei auf drei. Hinzu kommt der Drogenkrieg in Mexiko. In Europa entspannt sich die Lage nach dem Rückzug der russischen Armee aus Georgien. Doch verschlechtert hat sich die Situation in den Kaukasus-Republiken Tschetschenien und Inguschetien.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!