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Gleiches Unrecht für alle

betr.: „Der Austeiler“, taz vom 10. 3. 00

Ein Bürger, der die geistig-moralische Wende ankündigte, als er als Regierungschef auf die Verfassung und die Gesetze unseres Staatswesens vereidigt worden war, hat mit seiner Ankündigung niemanden belogen, denn er ließ offen, in welcher Richtung er diese Wende zu vollziehen gedachte ...

Dieser Bürger hat die Gesetze bewusst missachtet. Indem er sein so genanntes Ehrenwort über Recht und Gesetz stellt, fährt er damit fort, aber noch immer schmückt man diesen Gesetzesbrecher und Eidverletzer mit seinen großen staatsmännischen Verdiensten um die Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten und Europas, obwohl er nur die Früchte erntete, die seine Vorgänger gesät hatten. Dieses angemaßte Etikett soll ihn nun davor schützen, als normaler Bürger behandelt zu werden.

Kohl sammelt Spenden ein, um seine Schuld gegenüber seiner Partei abzutragen. Wir alle, die wir Steuern zahlen, müssen ihm dabei helfen – gegen unseren Willen, denn die eingesammelten Spenden sind natürlich von der Steuer abzusetzen. Wir sollten uns weigern, bei der nächsten Steuerveranlagung unsere volle Steuer zu entrichten: 50 Prozent „Kohl-Abzug“! Denn wenn schon nicht das Recht auf alle gleich angewandt wird, so reklamiere ich gleiches Anrecht auf Unrecht! JÜRGEN SCHÖNHERR, Alsbach

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