Gleichberechtigung in Spitzenpositionen: Mehr Chefinnen nur durch Zwang
Sollen mehr Frauen ins Topmanagement, muss dies per Gesetz vorgeschrieben werden. Das zeigen die Erfahrungen in Norwegen. Nur: CDU-Ministerin Schröder zögert.
BERLIN taz | Seit die Deutsche Telekom sich im Frühjahr dieses Jahres eine 30-Prozent-Frauenquote in ihren Topjobs verordnete, verstummt die Debatte nicht mehr: Studien zeigen den größeren Erfolg von gemischten Führungsteams. Andere weisen nach, wie beschränkt Topmanager ihren Nachwuchs auswählen - und weibliche Talente übersehen. Und: Immer mehr Länder setzen auf verbindliche Ziele bei der Frauenförderung in der Wirtschaft. Montagabend hat die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Studie veröffentlicht, in der Bilanz gezogen wird über vier Jahre Frauenquote in Norwegen, dem ersten Land, dass sich eine solche Regelung gab. Fazit: Eine Quote wirkt wie ein Turbo.
2006 hat Norwegen eine verbindliche 40-Prozent-Quote für Verwaltungsräte von Aktiengesellschaften eingeführt. Firmen, die die Quote nicht erfüllen, können aufgelöst werden. Die Quote konnte bis 2008 problemlos erfüllt werden. Und: Die QuotengegnerInnen sind mittlerweile verstummt. Keine ihrer Befürchtungen bestätigte sich. Es werden keine Klagen über die Arbeit der Verwaltungsräte laut. Es verteilen sich auch nicht nur wenige Frauen auf zahllose Verwaltungsräte: Männer haben mehr Posten auf einmal in verschiedenen Unternehmensgremien inne als Frauen. Die Qualifikation der Aufsichtsräte hat ebenfalls nicht gelitten: 36 Prozent der berufenen Frauen haben ein Universitätsstudium hinter sich, während dies nur auf 22 Prozent der Männer zutrifft. Männer rücken jedoch öfter von der Geschäftsführerposition in den Verwaltungsrat, Frauen eher von der Abteilungsleiterebene.
Die Quote wirkt, schließen die Autorinnen der Studie. Zunächst gab es keinen Zwang zur Quote, erst 2006 hat die norwegische Regierung strikte Sanktionen beschlossen. Stieg die Zahl der Frauen in den Gremien bis 2006 nur auf moderate 16 Prozent, so sorgte der Zwang für die volle Erfüllung innerhalb von zwei Jahren. Die Autorinnen empfehlen das Instrument nachdrücklich.
Spanien, die Niederlande, Frankreich und Schweden sind dem norwegischen Beispiel mittlerweile gefolgt. Derweil bleibt die deutsche Regierung zögerlich. Bundesfrauenministerin Kristina Schröder (CDU) möchte auf der freiwilligen Ebene bleiben: Die Unternehmen sollen sich selbst Ziele zur Frauenförderung setzen und lediglich gesetzlich gezwungen werden, darüber zu berichten.
Ähnliches sieht die aktuelle Fassung des Corporate Governance Kodex für die börsennotierten Unternehmen vor. Jedoch nutzen sowohl Schröder als auch die für den Kodex zuständige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) die Quote als Drohmittel: "Wie ein Damoklesschwert" hänge diese über den Unternehmen, meint Schröder. Und Leutheusser-Schnarrenberger menetekelte kürzlich vor Wirtschaftsvertretern: "Eine Quote wäre rechtlich möglich."
Druck kommt nun nicht nur von der Opposition und Frauenbündnissen, die die Quote schon länger fordern. Mittlerweile wollen sämtlich CDU-Frauengremien die strikte Quotenregelung. Auch die Länder sind mit dem Status quo unzufrieden: Die Länderjustizminister haben Ende Juni beschlossen, eine Quote von zunächst 20 Prozent prüfen zu lassen, die später auf 40 Prozent steigen sollte. Diese Prüfung, so hieß es, könne durchaus in einer Bundesratsinitiative enden.
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