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Gleichbehandlung von Behinderten gefordert

Ost-Berlin. Vor einer Benachteiligung behinderter DDR-Bürger im Zuge des Einigungsprozesses hat der seit April dieses Jahres amtierende Behindertenbeauftragte des Magistrats, Wolf Barthel, gewarnt. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Stadtrat für Soziales, Wolfgang Sparing (CDU), dem seine Stelle direkt zugeordnet ist, betonte er gestern in Ost-Berlin, Behinderte in der DDR müßten alle Zahlungen zum Nachteilsausgleich wie BRD-Bürger erhalten. Auch alle Rehabilitationsvorschriften müßten übernommen werden, sonst entstehe ein Gefälle innerhalb des Landes. Nach den Wahlen vom 2. Dezember sollte die neue Stadtregierung die Einrichtung eines gesonderten Referats für Behindertenpolitik prüfen.

Im Resümee seiner 103 Tage Amtszeit verwies Stadtrat Sparing auf bereits Erreichtes, wenn auch Westberliner Standard längst nicht erzielt sei. Als Erfolg wertete er die Bestätigung der Mittel für die Bezirkstellen für Rehabilitation. Zusätzlich wurden 350.000 Mark zur Verfügung gestellt, 100.000 Mark erhalten Selbsthilfegruppen. Seit Mai wurden 2.800 Personen Taxicoupons zur Verfügung gestellt. Pro Quartal erhält ein Behinderter 22 Gutscheine zu je 5 Mark. Insgesamt stehen für 1990 dafür 2,1 Millionen bereit. Vom Senat wurden den Rehabilitationszentren Marzahn, Köpenick, Lichtenberg und Pankow je ein behindertengerechter Bus geschenkt.

Handlungsbedarf besteht vor allem in der Versorgung mit Rollstühlen, insbesondere für Kinder, mit Hebehilfen und Hörgeräten. Zur Lösung des Problems habe sich Sparing an die Sozialministerien in Ost und West gewandt. Zugesichert wurden 120 Rollstühle für Erwachsene, 4.500 für Kinder, und 4.000 Hebehilfen, die insbesondere an Feierabendheime übergeben werden.

In Ost-Berlin leben 160.000 Behinderte, jeder achte Einwohner der Stadt. Es existieren 19 rehabilitationspädagogische Tagesstätten mit 948 Plätzen, 20 geschützte Werkstätten mit 750 Plätzen, geschützte Wohneinheiten mit 453 Plätzen und 9 Kinderwochenheime. 690 Behinderte waren im Juli arbeitslos. adn

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