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Gläserner Patient?

■ Schrader bemängelt Gesundheitskarten

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Hans-Hermann Schrader hat vor der Einführung einer Patienten- oder Gesundheitskarte mit medizinischen Daten gewarnt. Damit werde die neue Chipkarten-Technik im Gesundheitswesen weit über die Daten auf der Krankenversicherungskarte hinaus ausgenutzt. Diese, ebenfalls zunächst umstritten, enthält nur wenige Daten wie Name, Versicherungs- und Identitätsnummer; sie wird in Hamburg ab 1. Oktober den Krankenschein ersetzen.

Die Gesundheitskarten lehnt der Datenschutzbeauftragte ab. Auf diesen Karten, die zur Zeit auf freiwilliger Basis eingeführt werden, sind alle medizinischen Daten der PatientInnen gespeichert. Schrader befürchtet einen starken sozialen Druck auf die PatientInnen, die Chipkarten zu akzeptieren und interessierten Dritten (etwa BetriebsärztInnen oder Arbeitgebern) weitgehenden Zugriff auf die Daten zu gestatten. Das könne mit persönlichen Nachteilen verbunden sein.

Auch den Datenzugriff aller Geschäftsstellen von Krankenkassen bemängelt Hamburgs oberster Datenschützer. Dieser, so Schrader, gestatte eine Anhäufung von Zugriffsmöglichkeiten, die laut Sozialgesetzbuch verboten sind.

Ein Datenschutzproblem beim Universitätskrankenhaus Eppen-dorf (UKE) ist derweil fast gelöst. Eine moderne Patientenüberwachungsanlage, seit März 1994 in Betrieb, kann bislang nur vom Hersteller in San Diego (Kalifornien) ferngewartet werden, ohne daß das UKE einen direkten Zugriff auf das System hatte. Jetzt hat das UKE mit dem Hersteller direkte Zugriffsmöglichkeiten auf das System ausgehandelt, die aber noch nicht umgesetzt worden sind. dpa/taz

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