Gipfeltreffen zur Finanzkrise: Der Westen hofft auf Asien

Die Finanzkrise steht im Mittelpunkt des ASEM-Treffens: Die Europäer wünschen sich, dass China mehr Verantwortung übernimmt - und machen es den Asiaten schwer.

Nicht ganz so düster wie in Europa: Börse in Shanghai Bild: dpa

Es ist der alte Gestus. Die Europäer erzählen den Chinesen und anderen Asiaten, wo es lang geht. Allen voran EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso: "Die asiatischen Staaten und insbesondere China müssen sich einem gemeinsamen Vorgehen anschließen", sagte Barroso im Vorfeld des Asien-Europa-Gipfel (ASEM), der am heutigen Freitag unter Beteiligung von über 40 Staats- und Regierungchefs aus Asien und der EU in Peking beginnt.

Das Thema des Gipfels ist die internationale Finanzkrise. Und man könnte annehmen, die Europäer kämen mit hängenden Köpfen, damit die Asiaten ihnen Lektionen halten. Immerhin stehen ihre Finanzwesen in Staaten wie China, Singapur und Japan heute besser da als das europäische. Doch die Ökonomie verändert sich schneller als das Bewusstsein. Deshalb reden die Europäer, als könnten sie immer noch die Spielregeln diktieren: "Ganz einfach: Wir gehen zusammen unter oder wir schwimmen zusammen", so Barroso.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist in Peking, um das westliche Debakel schönzureden. "Wir wollen die Chance für mehr Zusammenarbeit nutzen", sagte sie im bilateralen Gespräch mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao. Heute soll Merkel das Eröffnungsreferat für die ASEM-Teilnehmer halten. Wieder wird es so aussehen, als könnten die Europäer die Asiaten belehren.

Doch die unveränderte Rollenverteilung macht durchaus Sinn. Denn die europäischen Spitzenpolitiker müssen sich derzeit als Krisenmanager beweisen und herumwirbeln. Die Asiaten können es dagegen ruhiger angehen lassen. "Die chinesische Regierung wird weiterhin Verantwortung tragen, für das eigene Volk und die Völker der Welt im ganzen", sagte Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao im Telefongespäch mit US-Präsident George Bush. Hu betonte, dass China alles tue, um einen stabilen Wirtschaftswachstum aufrecht zu erhalten.

Aufgeregt klang das nicht. Fragt sich, ob und wie die Asiaten wirklich bereit sind, auf die Finanzkrise im Westen zu reagieren: Ob sie ihre Devisenreserven der westlichen Finanzindustrie mit strategischen Investitionen zur Verfügung stellen? Ob sie eigene Vorstellungen in die Debatte um eine neue Weltfinanzaufsicht einbringen? Ob sie ihre Binnenwirtschaft ankurbeln? Oder ob sie so zurückhaltend reagieren, wie man es von ihnen gewohnt ist? Darauf erhoffen sich die EU-Teilnehmer Antworten.

Washington hat sich indessen seine Meinung schon gebildet. "Es ist klar, dass China seine Verantwortung als eine bedeutende Volkswirtschaft wahrnimmt und mit den USA und anderen Partnern die globale ökonomische Stabilität gewährleisten hilft", sagte US-Finanzminister Henry Paulson. Sein Staatssekretär David McCormick betonte derweil, dass die Komunikation zwischen Washington und Peking nie besser gewesen sei. Das klang wieder paternalistisch: Als führe der Westen weiter die Geschäfte und die Chinesen müssten nur mitmachen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.