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Gipfelstar war Gorbatschow

■ G-7 beschließt Unverbindliches in Sachen Umwelt und Verschuldung

Berlin (taz) - Der Star des letzten Tages auf dem westlichen Weltwirtschaftsgipfel 1989 in Paris war - Michail Gorbatschow. Die Diskussion um Schuldenstreichung, mehr Umweltschutz auch in der Dritten Welt, wirksameren Kampf gegen den Weltterrorismus, Apelle zu politischen LÖsungen in Kambodscha und Nahost und all die vielfältigen Themen, die auf der Tagesordnung der Staats- und Regierungschefs der sieben mächstigsten Industrieländer standen, wurden gestern von einem Brief des sowjetischen Staats- und Parteichefs an die Konferenz in den Schatten gestellt. Zum ersten Mal wandte sich damit ein Moskauer Regierungschef mit der Bitte um stärkere Zusammenarbeit an ein „G-7-Treffen“. Die Perestroika sei von einer „vollen Teilhabe an der Weltwirtschaft“ nicht zu trennen. Bis Redaktionsschluß lag noch keine Antwort der Gipfelteilnehmer aus den USA, Kanada, Japan, Großbritannien, Italien, Frankreich und der Bundesrepublik vor. Mitterand wollte sich als Gastgeber eines entsprechenden Schreibens annehmen. Fortsetzung Seite 2

Tagesthema Seite 3

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Mit der Verabschiedung eines 54 Punkte umfassenden Schlußdokumentes ging der Gipfel am gestrigen Nachmittag zuende. Mehrfach betonten die Teilnehmer die Notwendigkeit zu Abstrichen bei den Bankenschulden der Dritten Welt. An

dererseits konnte das Pilotabkommen des Brady-Planes zur Schuldenreduzierung, das zur Zeit mit Mexiko ausgearbeitet wird, nun doch nicht wie geplant auf dem treffen präsentiert werden.

Der Verzicht auf Schuldenrückzahlung durch westliche Regierungen gegen Umweltauflagen wird nur „in besonderen Fällen“ in Aussicht gestellt. Ein Abkommen über einen früheren Verzicht auf die Produkton von Fluorchlorkohlenwaserstoff als bisher geplant, wurde schlichtweg abgeschmettert. China soll vorerst keine Weltbankkredite mehr bekommen.

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