Gillmeier Rech: Zum Heulen: Lisa Holzer bei Gillmeier Rech
Im Jahr 1963 setzte Lesley Gore dem adoleszenten, zwischen Trotz und Verletzlichkeit changierenden Gefühlswirrwarr, das einen durchaus auch im Erwachsenenalter einholen kann, mit dem Song „It’s my party (and I’ll cry if I want to)“ ein musikalisches Denkmal und stürmte damit die Hitparaden. Gores Zeilen könnten einem auch beim Betrachten von Lisa Holzers fotografischen Arbeiten in ihrer Einzelausstellung „I come in you – The Party Sequel (Berlin)“ bei Gillmeier Rech in den Sinn kommen, vor allem, wenn man gleichzeitig den Text liest, den die Künstlerin zur Schau verfasst hat. Sie habe Schwierigkeiten mit/auf Parties, mit einer bestimmten Art von Glück oder Leichtigkeit, schreibt sie darin – zitiert aber lieber Radiohead – beschreibt Launen wie körperliche Erregungen, ertränkt in Schweiß und Tränen, sowie ihr Interesse an Oberflächen.
Tatsächlich kreisen auch die Fotografien um jenes Spannungsfeld aus Narzissmus und Begehren, Selbst und Zweifel, das Holzer im Text umtreibt. Zu sehen sind Aufnahmen von gestisch-expressiv im Zweidimensionalen verteilten pürierten Erbsen oder Kartoffeln und Zuckerguss, in dessen Glanz sich bisweilen die Künstlerin spiegelt. Dass sie ihre Sujets in der Lebensmittelabteilung findet, ist für Holzer typisch, passend zum Thema hat sie diese nun nach Farbigkeit ausgewählt. Und bei genauerer Betrachtung entdeckt man auch die Tränen wieder, als Polyurethanspuren auf dem Glas. Vielleicht sind es Vorboten, der Zeitpunkt könnte nämlich kaum besser sein: Zur anstehenden Art Weeks jagt eine Party die nächste. Stilecht begeht (oder übersteht?) man diese mit Holzers Edition „weinender“ Sektflöten, erhältlich im Shop der Galerie. BSH
Bis 21. 10., Do.–Sa. 12–18 Uhr, Körnerstr. 17
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen