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Giftschiff contra Umweltschützer

■ Verbrennungsschiff bedroht Greenpeace mit Wasserwerfern / Aktion in der Nordsee beendet

Von Andreas Wertz

An Bord der Sirius (taz) - Auch gestern gingen die Aktionen von Greenpeace gegen die Verbrennung von Chemiemüll in der Nordsee weiter. Etwa zehn Mitglieder von Greenpeace wurden im internationalen Gewässer heftig von Hochdruckwasserstrahlen der Vulcanus II attackiert, als sie sich in vier Schlauchbooten dem Verbrennungsschiff näherten. Auf diesem Schiff wird flüssiger, hochgiftiger Chemiemüll auf hoher See verbrannt. Um dagegen zu protestieren, war das Greenpeace–Schiff Sirius der Vulkanus II gefolgt. Am Sonntag abend gegen acht Uhr trafen die Schiffe aufeinander. Auf der Vulkanus II loderten bereits die Flammen aus einem der drei achtern gelegenen Verbrennungschlote. Schmutzig– weiße Rauchschwaden zogen über das Meer. Der Kapitän der Vulkanus II, die unter der Flagge Liberias mit deutscher Besatzung läuft, meldete sich über Funk: „Wenn Sie sich nähern, fassen wir das als Angriff auf. Wir werden uns mit allen Mitteln verteidigen.“ Seine Besatzung stand schon an Feuerspritzen und Wasserwerfern bereit, als die Schlauchboote von der Sirius ablegten. Meist wurde direkt auf die Köpfe der Frauen und Männer in den Booten gezielt. „Wenn du dir dann nicht die Ohren zuhältst, platzt dein Trommelfell“, sagte später Achim, einer der Bootsführer. Bis auf ein blaues Auge kamen die Greenpeacler heil davon. Die Vulkanus zu entern, wie die Vesta zwei Tage zuvor, war den Aktivisten bei laufender Verbrennung zu gefährlich. Über Lautsprecher forderte Greenpeace die Besatzung der Vulkanus auf, die Wasserspritzen abzustellen, die Giftverbrennung zu beenden und nach Antwerpen zurückzukehren. Als Antwort war deutsche Blasmusik und Gegenpropaganda über die Vorzüge der Hochseeverbrennung zu hören. Nach einer Stunde beendete Greenpeace die Aktion. Die Sirius kehrt nach Holland zurück. Siehe auch Seite 5

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