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Giftmüllentladern droht Hinrichtung

■ Regierung in Nigeria will keine Gnade walten lassen / 15 Personen im Giftmüllskandal festgenommen

Giftmüllentladern droht Hinrichtung

Regierung in Nigeria will keine Gnade walten lassen / 15

Personen im Giftmüllskandal festgenommen

Lagos (ap) - Die nigerianische Militärregierung hat am Montag allen, die der Mittäterschaft bei der Entladung von Giftmüll im Osten des Landes für schuldig befunden werden, die Hinrichtung angedroht. Der Sprecher des Staatschefs Generalmajor Ibrahim Babangida, Duro Onabule, erklärte in Lagos, in dieser Sache werde es keine Gnade geben: „Wir beseitigen lieber 20 Nigerianer - dumme Nigerianer -, als daß wir ihnen erlaubten, das Leben von Millionen Landsleuten und Mitafrikanern zu gefährden.“ Die Todesstrafe könne aber auch Ausländer treffen, die an der Einfuhr oder der Entladung von mehr als 2.000 Tonnen gefährlicher chemischer Abfälle in der Nähe der Hafenstadt Koko beteiligt gewesen seien. Wie Informationsminister Prince Tony Momoh mitteilte, sind im Zusammenhang mit dem Giftmüllskandal 15 Personen festgenommen worden, die er jedoch nicht näher bezeichnete. Nach seinen Worten ist ein Italiener namens Gianfranco Raffaelli, der für die illegale Ablagerung des Mülls verantwortlich sein soll, aus Nigeria geflohen, nachdem Zeitugen über die wilde Müllkippe berichtet hatten.

Laut Onabule hat die Regierung das Land beschlagnahmt, auf dem die Abfälle entladen wurden. Unter dem Müll soll sich auch radioaktives Material befinden. Ein italienisches Unternehmen wird beschuldigt, die Abfälle aus verschiedenen europäischen Ländern, unter anderem auch aus der BRD, nach Nigeria geschafft zu haben. Am Freitag hatte die nigerianische Regierung bekanntgegeben, ein italienisches Schiff sei beschlagnahmt worden; seine Besatzung werde gezwungen, den Müll zu beseitigen. Die Regierung berief nach eigenen Angaben ihren Botschafter aus Italien zurück. Die Polizei war in Koko aufgeboten worden, um zu verhindern, daß sich Neugierige der gefährlichen Müllkippe näherten. Wissenschaftler forderten alle, die sich in der Nähe des Abfalls aufgehalten haben, dringend auf, sich ärztlich untersuchen zu lassen. Wie die nigerianische Nachrichtenagentur NAN meldete, wurden Polizisten, die die Müllkippe bewacht hatten, am Sonntag zu ihrem eigenen Schutz wieder abgezogen. Vorausgegangen war ein Gutachten von Chemikern, daß die Abfälle giftige Bestandteile enthielten.

Informationsminister Momoh zufolge muß die Stadt evakuiert werden. Nigeria bemühe sich nun um internationale Hilfe bei dem Versuch, sich vor Kontaminierung zu schützen. Nach nigerianischen Angaben sind seit September letzten Jahres fünf Schiffsladungen Giftmüll in Nigeria insgeheim deponiert worden.

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