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Gift hinterm Hauptbahnhof?

■ Grüne vermuten: Boden mit Altlast verseucht

Das gesamte Areal hinter dem Hauptbahnhof, zwischen der Gustav-Detjen-Straße, der Bürgerweide und der Findorffstraße könnte verseucht sein. Elisabeth Hackstein, Bürgerschatsabgeordnete der Grünen: „Wegen ehemaliger Industrieanlagen sind dort erhebliche Boden- und Grundwasserverunreinigungen zu erwarten.“ Das Gebiet ist Kernstück städtebaulicher Neugestaltung; Ladenpassage und Parkhaus sind in Planung.

Das Gelände war über die Jahrhundertwende hinaus Industriestandort. Mögliche Hinterlassenschaften, so die Grünen: Schwermetalle, Farbreste, Lösemittel, Zyanide, Arsen, Benzole und andere krebserzeugende Gifte. Schuld daran können das alte Gaswerk, eine Amoniumfabrik, das erste Stadtwerke-Kraftwerk und die alten Werkstätten der Reichsbahn sein.

Falls sich der Verdacht der Grünen bestätigt, könnten wegen des hochgradig durchlässigen Wesersandes unter dem Grundstück - die Gifte in das Grundwasser gelangt sein und auch weiter eingespült werden.

Wohin die gefährlichen Stoffe gerieten, kann heute kaum noch festgestellt werden, zumal Boden ausgetauscht wurde. Wie die Grünen mitteilten, war selbst aus der Umweltschutzbehörde nichts

Genaueres zu erfahren, eine Hauptuntersuchung habe es bisher noch nicht gegeben.

Der 1978 geschlossene Schlachthof hatte bis in die 60er Jahre eigene Grundwasserbrunnen. Und da die Fließrichtung des Grundwassers vom Bahnhof zum Schlachthof verlief, wäre dort über Jahre mit verseuchtem Wasser gearbeitet worden falls Gift ins Grundwasser geriet.

Da die Grünen weder bei der Umweltbehörde, noch bei den Stadtwerken oder beim niedersächsischen Amt für Bodenforschung Auskunft bekamen, vermuten sie ein „Abblocken“. Elisabeth Hackstein: „Wenn das alles stimmt, dann müßten sie ein Sanierungskonzept erstellen, und das würde das Bauvorhaben verzögern“ - und könnte „einige hunderttausend Mark“ kosten. Die Umgestaltung des Geländes wäre dann zumindest vorerst auf Eis gelegt. Der zuständige Achitekt Ulf Sommer: „Von Gift im Boden weiß ich nichts.“

Wissen sollten es zumindest die Eigentümer. Das Gelände ist zum Teil in privater Hand, der Rest gehört der Stadt. Falls Sanierungsverpflichtungen nicht vertraglich geregelt sind, könnte Bremens Kasse belastet werden. Mit einer Anfrage an die Bürgerschaft wollen die Grünen jetzt Klarheit schaffen.

heutz

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