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Gifgas ab in die Südsee

■ 102.000 Chemie-Granaten jetzt auf dem Weg zum Johnston-Atoll hier bitte das Foto mit dem Schiff

Samstag, 14:14 Uhr: Die „Flickertail State“ wird aus der Weser gezogen, „Safety first, hurraj, hurraj“, rufen die GI's... Foto: Wolfram Steinberg

Am Samstag legten die beiden US-Giftgas-Schiffe „Flickertail State“ und „Gopher State“ im Nordenhamer Midgard-Hafen ab. Um 19 Uhr hatten sie bereits internationale Gewässer erreicht. An Bord haben sie die über 102.000 Giftgas-Granaten aus dem US-Depot im pfälzischen Clausen mit rund 400 Tonnen der Nervengase VX und Sarin. Damit ist die Bundesrepublik — zumindest nach Angaben des Bonner Verteidigungsministeriums — jetzt chemiewaffenfrei.

Schwere Stürme über der Nordsee hatten das Ablegen verzögert, weil die Wellen für die bundesdeutschen Begleitschiffe - den Zerstörer „Bayern“, das Minenjagdboot „Fulda“ sowie Boote der Wasserschutzpolizei — zu hoch waren. In 30 bis 50 Tagen soll das Giftgas das Ziel in der Südsee erreichen. Die Route führt zunächst „rund um England“. Für die Weiterfahrt gibt es dann drei Alternativ-Strecken.

Mehr als 10.000 Soldaten, Polizisten, Grenzschützer und Katastrophenhelfer hatten bei jedem der sieben Bahntransporte die etwa 750 Kilometer lange Strecke bewacht. Im Midgard-Hafen waren während des Umschlags rund 1.000 Kräfte vom Feuerwehrmann bis zum US-General im Einsatz. Noch am Samstag machten sie sich auf den Heimweg. Zwei Bomben-Attrappen, eine Bombendrohung und technische Störungen hätten die Transporte nach Angaben der Behörden „zu keiner Zeit ernsthaft gefährdet“. Der C-Waffen-Abtransport kostete insgesamt rund 100 Millionen Mark. Das Land Niedersachsen bestätigte, daß es Kosten in Höhe von fünf Millionen Mark trägt. dpa

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