■ Gibt es zu viele Luxushotels?: „Lieber eine schöne Etagenpension“
Gerd Timm, 37 Jahre, Vertriebsbeauftragter
In Berlin gibt es zu wenige gute, preiswerte Hotels. Ich bin alle zwei Wochen für einige Tage hier, und da ich auf Spesen reise, wohne ich meist im „Hilton“. Privat würde ich mir das aber nicht leisten können, da würde ich ein billigeres Hotel nehmen. Aber die gibt es in Berlin leider nicht, und wenn, sind das echte Absteigen. Selbst das „Novotel“, das ja relativ einfach ist, kostet schon fast 200 Mark.
Manfred Hanning, 60 J., Vorstandsmitglied einer AG
Ich bin mit dem Hotelangebot hier sehr zufrieden, ich habe noch nie Probleme gehabt, ein Zimmer zu bekommen. Meistens bin ich geschäftlich hier und übernachte im „Maritim“ oder im „Penta“. Aber auch privat würde ich ein Hotel dieser Klasse wählen, denn die Ausstattung der Zimmer und der Service müssen einfach stimmen. Ich finde die Preise der Spitzenhotels in Berlin gerechtfertigt, sie entsprechen absolut dem Standard.
Michael Mönninger, 36 Jahre, Journalist
Ich persönlich ziehe diesen homogenisierten Luxushotels eine schöne alte Etagenpension vor. So mit Pariser Atmosphäre für 80 Mark die Nacht. Aber die wird es ja weiterhin geben. Ich glaube nicht, daß die durch das Luxusangebot kaputtgehen werden. Bei den Hotels der Spitzenklasse wird es bald so einen Überbedarf geben, daß die sich schon selber die Preise ruinieren werden.
Judy A., 59 Jahre, Managerin
Wenn ich in Berlin bin, bleibe ich meistens in einem Hotel im Westen der Stadt, denn die im Osten haben horrende Preise. Da stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis einfach nicht. Nach meiner Erfahrung bekommt man in anderen deutschen Städten viel billigere Zimmer. Diesen extremen Luxus finde ich sowieso ziemlich überflüssig, da man sich meistens doch nur zum Schlafen im Hotel aufhält.
Hans-Joachim Langer, 45, Gastronomie-Repräsentant
Vom Angebot der Spitzenklasse- Hotels her kann sich Berlin wirklich sehen lassen. Was fehlt, sind die Mittelklasse-Hotels. Welcher normale Reisende kann schon mehr als 100 Mark die Nacht zahlen? Aber bei den Grundstückspreisen lohnen sich billigere Hotels wahrscheinlich nicht für die Investoren. Privat würde ich nie auf die Idee kommen, in so einem Luxushotel abzusteigen.
Anke Hoffmann, 28 Jahre, Verkäuferin
Normalerweise haben wir hier im „Hilton“-Geschenkeshop hauptsächlich Geschäftsreisende und Prominente als Kunden. Aber gerade jetzt im Winter sind die Hotels kaum ausgelastet. Zum Glück sind wir nicht nur auf die Gäste angewiesen, wir haben auch Kunden, die hier in der Gegend arbeiten. Mir persönlich wäre ein Hotel dieser Preisklasse zu teuer, das wäre es mir einfach nicht wert. Umfrage: Tanja Hamilton
Fotos: Rolf Schulten
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