Gibt es keine Stars mehr, sondern nur noch Promis? : Glamour ist mehr als roter Teppich
Nadja Tiller und Uschi Glas, Elizabeth Taylor und Madonna regten als Promis Fantasien an – und wurden Stars: Weil sie nicht immer lebten, wie es Gartenzwerge wünschen. So wird auch Sibel Kekillis („Gegen die Wand“) Stern aufgehen
Die Frage, ob heute noch Stars generiert werden können, bewegt Kulturkritiker sehr. Sie meinen, ganz typisch: Nur noch Halbwelt bevölkert die roten Teppiche, lauter Ich-AGs ohne Glamour und Idolwert. Natürlich, Figuren wie Ariane Sommer, Jenny Elvers-Elbertzhagen oder Verona Feldbusch haben noch lange nicht bewiesen, dass ihre Präsenz unter Scheinwerfern und in Talkshows mehr als fünf Jahre währen kann. Vieles spricht dagegen: Sie haben nichts zu bieten außer sich selbst, was ermüdend genug ist.
Aber die Kulturkritiker, die offenbar ratlos nichts als ein „Früher war alles besser“ seufzen können, irrt: Früher, sie bräuchten hierfür nur Bravo, Bunte und die HörZu sehr vergangener Jahre zu studieren, war nichts besser. Gemütlicher, vielleicht. Medien waren vergleichsweise rar.
Ebenso wie heute konnte nur Star werden, wer mehr als eine saubere Vita zu bieten hatte. Nadja Tiller war „Miss Austria“, Uschi Glas ging „Zur Sache, Schätzchen“, Madonna hat sowieso ein Vorleben und Elizabeth Taylor ward erst zum Star, als sie öfter zu trinken schien als ihr gut tun konnte. Kurz: Stars sind mehr als die Summe ihrer Filme, Liebe wird ihnen nur zuteil, wenn sie echtes Leben, wahre Not und Pein hinter sich gebracht haben – oder bringen. Ariane Sommer wird also nie ein Star – im Gegensatz zu Sibel Kekilli, die als Hauptdarstellerin in einem mit dem Goldenen Bären prämierten Film gewiss den Respekt von freundlichen Menschen gewonnen hätte. Aber die Liebe der Massen? Die Autogramme wollen? Und so werden wie Sibel?
Nein, ausgeschlossen. Erst die Geschichte, die sie als Pornodarstellerin enthüllte, machte aus dieser Deutschen türkischer Herkunft die Anwärterin auf das Starprädikat schlechthin. Im fulminanten Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte sie: „Es ist mein Leben.“ Grandios: Besser kann man nicht signalisieren, eine von allen zu sein – und zugleich ganz besonders. Glückwunsch allen Filmregisseuren, die diese Frau engagieren werden! JAF