Gewichtheber protestiert mit Glatze: Mit Buddhas Frisur für Tibet
Um Solidarität mit Tibets Mönchen zu bekunden, hat sich Polens Gewichtheber Szymon Kolecki eine Glatze scheren lassen.
Optisch ist es für ihn keine Verbesserung. Eher brutal sieht der Gewichtheber Szymon Kolecki aus Olawa im Südwesten Polens nun aus, seitdem er sich kurz vor seinem Wettkampf eine Glatze schor. Am Sonntag gewann er Silber in der Klasse bis 94 Kilogramm, als er insgesamt 403 Kilo im Reißen und Stoßen stemmte - und mit seiner neuen Frisur seine Solidarität mit den tibetischen Mönchen bekundete.
Auf der Internetseite www.athletewanted.org hatte er von dieser Möglichkeit des Protestes erfahren. Dort haben verschiedene Tibet-Organisationen Ideen zusammengetragen, wie Sportler während der Spiele für ein selbstbestimmtes Tibet demonstrieren können. Die meisten von diesen, wie das Hissen einer Tibetflagge oder das Tragen eines Free-Tibet-T-Shirts, fallen unter das Verbot des Olympischen Komitees. Das untersagt politische Äußerungen während der Olympischen Spiele. Bei Verstoß droht der Ausschluss von den Spielen. Wegen seiner Frisur kann jedoch selbst das IOC niemanden nach Hause schicken.
"Mein Haarschnitt ist von heute Morgen", sagte Kolecki nach seinem Wettkampf. Er dürfe zwar nicht direkt sagen, warum er das gemacht habe. Es stehe jedoch im Zusammenhang mit Dingen, welche die olympische Charta verbiete. "Aber ich sage, dass es eine symbolische Bedeutung hat."
Bereits nach den März-Unruhen in Tibet hatte sich Kolecki kritisch geäußert: "Ich kann nicht glauben, dass ich in einem Land antreten werde, das blutig Straßenproteste unterdrückt und Menschen verfolgt, die nicht mit der Parteilinie übereinstimmen." Bis zum 17. August wolle er sich jedoch zunächst auf den Sport konzentrieren.
In Sydney hatte Kolecki bereits 2000 die Silbermedaille gewonnen. Kurz danach wurde er durch Rückenprobleme zu einer fünfjährigen Pause gezwungen. 2006 gelang ihm mit dem Europameistertitel und dem zweiten Platz bei den Weltmeisterschaften das Comeback.
Nun trägt der 94-Kilo-Mann die gleiche Frisur, die sich auch der indische Prinz Siddhartha Gautama zulegte, als er seinen Palast verließ und zu Buddha wurde. Als Zeichen dieses Übergangs vom weltlichen in das geistige Leben scheren sich auch heute noch die Mönche in Tibet regelmäßig die Haare.
Mit seiner Solidaritätsbekundung scheint Kolecki erfolgreich die Bemühungen des IOC unterlaufen zu haben, die Olympischen Spiele frei von politischen Äußerungen zu halten. Während etwa die deutschen Wasserballer auf orangefarbene Bademäntel aus Angst von Sanktionen verzichteten, blieb sein Haarschnitt bisher folgenlos. Wenn man von seiner neuen Pitbull-Ähnlichkeit absieht.
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