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Gewagte Interpretation

betr.: „Studis als Stoibers fünfte Kolonne“, taz vom 15. 1. 02, „Halbes Gebührenverbot findet keine Freunde“, taz vom 18. 1. 02

Die dumpfe Polemik Füllers gegen die Studierendenvertretungen ist ein Ärgernis: Studiengebühren werden dadurch nicht richtiger, dass sie mittlerweile im politischen Raum kaum noch auf Widerspruch stoßen. Die dagegen Protestierenden gar als „fünfte Kolonne“ Stoibers zu bezeichnen, ist demagogisch. Die Gebührenfreiheit ist kein überlebter alter Zopf, sondern eine wichtige soziale Errungenschaft.

Die Begründung für die finanzielle Bestrafung von Langzeitstudierenden – jüngst auch von der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) vorgetragen –, diese würden auf Kosten der Allgemeinheit „Freizeitgestaltung“ betreiben, widerspricht allen seriösen Studien über die Ursachen langer Studienzeiten (diverse finanzielle, Uni-strukturelle, soziale und persönliche Gründe).

[…] Die Behauptung, Bildungsministerin Bulmahn habe sich um Gebührenfreiheit bemüht und im HRG-Entwurf sei ein „halbes Gebührenverbot“ vorgesehen, ist zudem eine, gelinde gesagt, äußerst gewagte Interpretation.

JAKOB MICHELSEN, Hamburg

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