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Archiv-Artikel

Geteilte Spreefüxxe

Die vereinigten Handballvereine müssen Gräben zuschütten

VON JOHANNES KOPP

Die Berliner Mauer hat einst den französischen Zeichner Albert Uderzo inspiriert, die Asterix-und-Obelix-Reihe um einen Band zu erweitern. Es entstand „Der große Graben“, eine skurrile Geschichte über ein zerstrittenes und in zwei Lager geteiltes Dorf, dessen Bewohner dies- und jenseits eines Grabens leben.

Die Berliner Wirklichkeit zeitigt auch 20 Jahre nach dem Mauerfall ähnlich absonderliche Geschichten. Für diese Saison haben sich zwei Berliner Frauenhandballvereine zusammengeschlossen, um gemeinsam mit einem Team in der zweiten Liga anzutreten: die Reinickendorfer Füchse aus dem Westen und die Spreebirds, auch SV Berliner VG 49 genannt, aus dem Osten. Freiwillig entstand dieses Bündnis natürlich nicht. Den sportlich besser positionierten Spreebirds drohte der Konkurs. Auf einen gemeinsamen Namen (Spreefüxxe) konnte man sich schnell einigen, auf einen gemeinsamen Spielort hingegen nicht. Keiner wollte auf seine heimatliche Halle verzichten. Beide Seiten befürchten, dass die jeweilige Fan-Gemeinde bei einer missgünstigen Festlegung auf eine Lokalität, ihren Stadtteil aus Prinzip nicht verlassen wird.

Die Konsequenz: Die neue Handballformation wird die Hälfte ihrer Heimspiele in Lichtenberg (Osten) austragen, die andere Hälfte in Reinickendorf (Westen). Und man konnte sich bei den Spreefüxxen auf einen gemeinsamen Trainer verständigen. Die zusammengewürfelten Handballerinnen sollen auch in eine Richtung spielen.

Am Sonntag hatten die Spreefüxxe ihre erste Heimpartie im Osten in der Anton-Saefkow-Halle (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) – gegen den SV Union Halle-Neustadt. Und wahrscheinlich wurden hier vor allem die ehemaligen Spreebirds-Akteurinnen angefeuert, die im Team allerdings deutlich in der Minderheit sind.

Die Verantwortlichen des Fusionsprojekts erwägen, einen Busshuttle einzurichten. (Aus-)Reisewillige Fans sollen aus dem einen Teil der Stadt in den anderen gekarrt werden und umgekehrt. Man darf gespannt sein, wie viele bereit sind, den großen Graben zu überwinden.