: Gesundheitsaktionen verpuffen am Y vorbei
■ betr.: „Doppelmoral auf asiatisch“ taz vom 8. 8. 94
Unser sonst so geliebter Nippon-Reporter Georg hat heuer beim Thema Doppelmoral ES geschickt Euro-DINig vermieden, sich in die eigene Hosentasche zu greifen. Ob da wohl ein Kondom zum Tragen „gekommen“ wäre?
Wenn es um Aids-Medien- „Epidemie“ geht (die anderen Geschlechtskrankheiten werden ja bewußt verschwiegen), ist es allzu lächerlich, den asiatischen Geschlechtsgenossen ihre traditionellen „Sexualgelüste mit Prostituierten“ und den „Seitensprung im Puff als Ehrensache des Mannes“ zu verbieten, den „Rückgang der Prostitution zu fordern, um Aids einzudämmen“. Es geht vielmehr um gezielte Aufklärungskampagnen gerade für Männer und nicht um „neue Männer und eine neue Moral, die nur aus dem dekadenten Westen kommen kann“, wie Georg meint. Auch hierzulande verpuffen die Aids- und Gesundheitsaktionen am Y vorbei und machen doch immer wieder Frauen (und Prostituierte) zur Verantwortungs-Zielscheibe, die sich sowieso um ihre und die Gesundheit der ganzen Familie/ Stammbelegschaft kümmern. Blümchen übersieht, daß Huren nicht nur statistisch gesehen eine geringere Krankheitsquote aufweisen als andere Personen, nicht zuletzt, weil unser Körper Kapital ist. Er übersieht auch, daß Japan nicht Asien allgemein ist und zum Beispiel das Land mit der höchsten Gummibenutzung ist. Schließlich vergißt er, daß Krankheiten sich besonders in armen Ländern mit unzureichenden hygienischen Maßnahmen ausbreiten, also vor allem in „unserer“ sogenannten Dritten Welt, in der wir dann auch noch medizynische Experimente auch an Prostituierten vornehmen, um den von „uns“ eingesetzten Virus wieder zu immunisieren und die Pharmaindustrie weiter florieren zu lassen. „Neue Männer“ brauchen wir zu allererst hierzulande und vor allem eine andere Politik, die zum Beispiel auch die Anerkennung der Prostitution vorsieht. Nutten & Nüttchen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen