piwik no script img

■ Gesucht: Die Mutter eines neuen HefestammsBölkstoff im Weltraum

Bremen (AFP/taz) – Stammtischbrüder und -schwestern aufgepaßt: Für euch alle, ja eigentlich für die gesamte Biertrinker-Nation Deutschland rückt am 18. Februar der Weltraum in den Mittelpunkt des Interesses: An Bord des Raumfahrtlaboratoriums Spacelab werden zwei deutsche Astronauten in 300 Kilometern Höhe und bei einer Geschwindigkeit von knapp 28.000 Stundenkilometern unter anderem auch mit einer Hefekultur der Bremer Brauerei Beck & Co experimentieren. „Das Projekt ist durchaus kein grandioser PR-Gag, sondern ein ernstzunehmendes wissenschaftliches Experiment im Dienste der Braukunst“, behauptet Jörg Gromus, Leiter des Qualitätswesens bei Beck. Im Weltraum solle geklärt werden, ob die hohe Qualität des irdischen Bölkstoffs im Weltraum noch verbessert werden kann.

Die Brauerei denkt unter anderem an höhere Gärleistung, geringere Empfindlichkeit für Kohlendioxid, niedrigere Temperaturen sowie eine noch bessere Bekömmlichkeit des Nationalgetränks der Deutschen. Es sei bekannt, daß die natürliche kosmische Strahlung und Schwerelosigkeit das Erbgut von Lebewesen verändern können. „Und genau das soll während der D2-Mission, dem zweiten deutschen Spacelab-Flug, bei den Hefezellen geschehen“, teilte die Brauerei stolz mit. „Die Astronauten werden Hefezellen in einer Nährlösung aus Bierwürze einem Kühlbehälter entnehmen und sie dann 72 Stunden lang bei exakt 24 Grad Celsius gären lassen“, beschreibt Gromus das Experiment.

Anschließend komme die Hefe wieder in die Kühlbox, wo sie für den Rest des Fluges bleibe. Auf der Erde werden die Zellen nach Angaben von Gromus dann genau analysiert. Forscher der Technischen Universität München in Weihenstephan würden untersuchen, inwieweit sich die Eigenschaften der Astro-Hefe dauerhaft verändert haben und welchen Einfluß der Flug auf die Bierherstellung hat.

Sollte das trinkerfreundliche Experiment gelingen und tatsächlich eine Hefe gefunden werden, die noch bessere Eigenschaften als die „irdische“ hat, brauche Beck keine regelmäßigen Ausflüge ins All zu unternehmen. Eine Zelle der neuen, erbgutveränderten Hefe würde in Weihenstephan isoliert und dann kurzerhand „zur Mutter des neuen Beck's-Hefestamms“. Prost Mahlzeit!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen