■ Gestern wurden die Preisträger in den Architektur-Wettbewerben für den Reichstag und das Regierungsviertel im Spreebogen präsentiert. Drei Entwürfe wurden gleichberechtigt für den Reichstag gekürt (Fotos links), die Gestaltung des Spreebogens übernimmt der Berliner Axel Schultes, Platz zwei und drei gingen an Architekten aus Saarbrücken und Bern (Fotos rechts).: Das neue Gesicht der Demokratie
„Das Glasdach“ von Norman Foster. Der Architekt Norman Foster (London) stellt das Reichstagsgebäude unter ein fünfzig Meter hohes transparentes Glasdach, das auf schlanken Stahlstützen ruht. Der Schwere und Monumentalität des Altbaus wird damit eine filigrane Leichtigkeit gegenübergestellt, ohne daß das Äußere der alten Bausubstanz angetastet wird. Foster stellt seinen Entwurf unter „die Idee des Bewahrens“, lediglich der Platz der Republik erhält ein verändertes Niveau: Er steigt langsam auf die Höhe des jetzigen Eingangs an. Das Innere des Reichstags wird von Foster fast vollständig entkernt, um Raum zu schaffen für eine „Doppelschüssel“ im Bauch des Reichstags. Foto: Rolf Schulten/Octopus
„Die Schale“ von Pi de Bruijin. Der Entwurf des Niederländers rückt von den Vorgaben in der Auslobung ab und stellt dem Reichstag ein neues Gebäude für den Plenarsaal zur Seite. Der runde Flachbau erinnert an seinen 1992 fertiggestellten Plenarsaal in Den Haag. Der Neubau soll durch einen Tunnel mit dem Reichstag verbunden werden. Die Isolierung der Gebäudeteile mildert de Bruijin dadurch, daß er die Baumassen auf ein begehbares Podium placiert. Das riesige Postament mit der „Schale“ und dem dunklen Reichstag erinnert in seiner Symbolik an ein Mahnmal für die Ereignisse der Vergangenheit. Den Reichstag selbst baut de Bruijin nur in unwesentlichen Teilen um. Foto: Bundesbaudirektion
Die „Stahlblume“ von Santiago Calatrava. Die gläserne Kuppel des spanischen Architekten zitiert und interpretiert die einstige Form der Kuppel des Reichstags. Die steil zulaufende Kuppel wird von Calatrava im Schnittpunkt der vier Tonnengewölbe gebildet. Die Stahlstruktur ist vollständig verglast und erscheint als mächtiges filigranes Netz, das seine Konstruktionen geradezu ausstellt und eine sich öffnende Blumenskulptur verkörpert. Das Innere des Altbaus entkernt der Architekt fast vollständig und führt eine neue Erlebbarkeit in den Bau. Unter Calatravas Kuppel liegen zwei runde Tribünen für die Parlamentarier und die Besucher des Reichstags. Foto: Rolf Schulten/Octopus
Der „Ost-West-Riegel“ von Axel Schultes. Der städtebauliche Entwurf Schultes für die Parlamentsbauten im Spreebogen nimmt die halbrunde Figur der Spree auf und paßt ihr auf der nördlichen Seite ein Häuserband an. Dieses verläuft vom Bahnhof Friedrichstraße bis zum Schloß Bellvue. Zwischen Spreebogen und Reichstag ordnet Schultes einen symbolischen Gebäuderiegel. An ihm reihen sich die Bauten für Kanzleramt, Fraktionsbüros und ein „Forum“ auf. Gegenüber dem Reichstag plant Schultes einen treppenförmigen Bau für den Bundesrat. Das flächige Baukonzept ist zugleich von Freiräumen und Gärten strukturiert, die den Tiergarten bis zum Spreebogen verlängern. Foto: Rolf Schulten/Octopus
Der „Stadtgarten von Miroslaw Volf. Der städtebauliche Entwurf des Saarbrücker Architekten Miroslaw Volf nimmt die traditionelle Bebauung in der Berliner Traufhöhe für sein Konzept eines Parlaments- und Regierungsviertels am Spreebogen auf. Es erinnert zugleich an das städtebauliche Gefüge des früheren Alsenviertels. Das Gebäude des Bundesrats liegt im Entwurf dem Reichstag gegenüber, das Kanzleramt mit Garten befindet sich auf der anderen Spreeseite. Die Freiräume ordnet Miroslaw Volf in Plätze und baumbestandene Alleen ein. Das Gebäude des Reichstags dominiert die Qaurtiere und freiräumliche Figur dieses Stadtgartens. Foto: Rolf Schulten/Octopus
Der „Deckel“ der Architektengruppe Gertenmann, Wern und Jöhri aus Bern. In ihrem Entwurf überdeckeln die Architekten fast das gesamte Gelände des Spreebogens mit niedrigen Bauten für Büros und umstellen diese mit Hochhausscheiben und -türmen. Westlich des Reichstagsgebäudes soll in dem Entwurf der Bundesrat in einem Gebäuderiegel tagen, daneben liegt, wie in einer Kiste, das Kanzleramt. Nördlich der Kongreßhalle ragt ein runder Hochhausturm in die Luft, das Gebäude für die Bundespressekonferenz. Östlich des Humboldthafens planen die Architekten eine zweite Hochhausscheibe für ein Hotel. Die dichte Bebauung bildet einen Kontrast zum Tiergarten. Texte: rola/ Foto: Rolf Schulten/Octopus
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen