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Gesprächsangebot an Nordkorea

■ USA und Südkorea fordern erneut die Aufgabe des Atomprogramms / Konzessionsbereitschaft / Verhandlungen mit Pjöngjang noch in dieser Woche

Seoul/Washington (AFP) – US- Präsident Bill Clinton und sein südkoreanischer Kollege Kim Young Sam haben sich bei ihrem Treffen in Washington offenbar über das weitere Vorgehen gegenüber Nordkorea verständigt. Wie der staatliche südkoreanische Rundfunksender KBS gestern berichtete, einigten sich die beiden Präsidenten auf eine gemeinsame Initiative, die vorerst allerdings noch geheim bleiben solle. Der südkoreanische Vizeaußenminister Hong Sun Young sagte bei einer Parlamentsanhörung, Washington und Seoul wollten ihre Position den Nordkoreanern bei Gesprächen noch in dieser Woche unterbreiten. Beide Regierungen strebten an, den Streit um die Inspektion der nordkoreanischen Atomanlagen bis Mitte Dezember beizulegen.

Ein südkoreanischer Regierungsbeamter, der nicht genannt werden wollte, gab an, die USA hätten sich zu hochrangigen Kontakten mit Pjöngjang bereit erklärt, falls sich die nordkoreanische Führung in der Frage der Inspektionen und des Dialogs zwischen den beiden Koreas kooperativ zeige. Einen Wandel im Verhalten Nordkoreas würden Washington und Seoul auch berücksichtigen, wenn sie über die Abhaltung ihrer gemeinsamen Frühjahrsmanöver entschieden. Ein US-Regierungsbeamter sagte, die Vereinbarungen zwischen Clinton und Kim sollten geheimgehalten werden, weil viele Südkoreaner sie als zu nachgiebig gegenüber Pjöngjang betrachteten.

In Washington bestätigte ein US-Regierungsbeamter am Dienstag abend, daß die USA noch in dieser Woche ihre Gespräche mit Nordkorea wiederaufnehmen wollten. Angaben über den Ort dieser Verhandlungen machte der Beamte, der ebenfalls nicht genannt werden wollte, nicht. Falls die Regierung in Pjöngjang sich weiterhin unnachgiebig zeige, bleibe den USA keine andere Wahl, als sich mit der Forderung nach Sanktionen an den UN-Sicherheitsrat zu wenden. Dazu müßten die USA aber China davon überzeugen, daß alle diplomatischen Mittel erschöpft seien. Der nordkoreanische Rundfunk zitierte gestern einen Regierungsvertreter mit der Drohung, Pjöngjang werde Sanktionen als „Kriegserklärung“ auffassen und „energisch zurückschlagen“.

Nach dem Treffen mit Kim am Dienstag hatte Clinton Nordkorea erneut aufgefordert, auf sein Atomwaffenprogramm zu verzichten. Das Land hatte im Juni seinen bereits angekündigten Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag in letzter Minute rückgängig gemacht, weigert sich jedoch weiterhin, Inspektionen seiner Atomanlagen zuzulassen.

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