Geschlechtergleichheit an der Uni: Professuren für Frauen attraktiver
Bund und Länder fördern 200 neue Professuren ausschließlich für Frauen. Das soll Hochschulen ermuntern, Frauen im Wissenschaftsbetrieb gerechter zu behandeln.
BERLIN taz Universitäten, die Frauen als Hochschullehrerinnen berufen, werden ab diesem Jahr belohnt. Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) stellte am Mittwoch 79 Universitäten und Hochschulen vor, die fünf Jahre lang Geld aus dem 150-Millionen-Euro teuren Professorinnenprogramm erhalten. Insgesamt sollen damit 200 zusätzliche Professuren für Frauen entstehen.
"Entscheidend ist nicht die Zahl, sondern der Schub", sagte Schavan. Um gefördert zu werden, mussten die Universitäten Konzepte vorlegen, wie sie die Chancen von Frauen auf eine wissenschaftliche Karriere nachhaltig verbessern wollen.
Von 38.000 Professoren in Deutschland ist nur jede sechste weiblich. Während zu Studiumsbeginn Frauen leicht in der Mehrzahl sind, schrumpft ihr Anteil bis zur Promotion auf 40 Prozent. Das Grüppchen, das es es bis zur Berufung schafft, ist seit 2005 von 14 auf 16 Prozent gewachsen. Schavan strebt 25 Prozent als nächstes Ziel an.
Die 150 Millionen Euro fürs Professorinnenprogramm teilen sich der Bund und die Länder. Der Bund zahlt das Gehalt von Frauen, die vorfristig als Lehrstuhlinhaberinnen oder außerordentliche Professorinnen berufen werden. Auch die Gehälter von Mitarbeitern sowie Spesen können übernommen werden. Die Länder als Träger der Universitäten setzen die frei werdenden Personalkosten sowie weitere Mittel ein, um Maßnahmen zur Gleichstellung zu bezahlen. Pro Universität können bis zu drei Professuren gefördert werden. Vorfristig heißt, dass eine Professur für einige Zeit von zwei Personen besetzt sein wird: dem alten Ordinarius und seiner jungen Nachfolgerin.
"Ich kenne Professoren, für die es heikel werden kann, eine patente Frau neben sich zu haben", urteilt Susanne Baer, Professorin an der Berliner Humboldt-Universität. Für Frauen sei das sicher kein Problem. Baer leitete das 15-köpfige Gremium, das über die 113 eingereichten Gleichstellungskonzepte der Unis und Hochschulen und ihre Aufnahme ins Programm befunden hat.
Bundesforschungsministerin Schavan kündigte an, die CDU werde am 1. Oktober ein eigenes Bildungskonzept vorlegen, rechtzeitig zum Bildungsgipfel, zu dem Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Ministerpräsidenten am 22. Oktober in Dresden eingeladen hat. Ziel des Bildungsgipfels soll es unter anderem sein, die Chancen von Jugendlichen auf eine Ausbildung im Betrieb zu erhöhen. Am Mittwoch hatte die Bundesregierung den nationalen Bildungsbericht diskutiert, den die Kultusminister im Juni vorgestellt hatten.
ANNA LEHMANN
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