Gescheiterter Versuch : Mit dem Brecheisen
Manchmal, wenn mir gar nichts einfällt und die Sonne auf den Schreibtisch scheint, setze ich mich aufs Rad und fahre zum Verlag rüber. Mein Verlag heißt Periplaneta, besteht aus drei Leuten und wohnt in der Bornholmer Straße. Dort sitzen wir dann, trinken Kaffee und malen uns aus, was wir machen, wenn wir reich und berühmt sind.
Periplaneta verlegt im Selbstausbeuterverfahren schöne Bücher mit Audio-CDs in kleinen Auflagen, ohne Pause, ohne Urlaub, zehn bis zwölf Stunden täglich. Seit Neuestem machen sie sonntags frei, wegen Privatleben und so. Mary, die Chefin und Tom, der Manager, sind nämlich auch ein Liebespaar. Aber ihre größte Liebe heißt Periplaneta.
Um so erschütternder, dass in der Nacht zu Samstag jemand versucht hat, in den Laden einzubrechen. „Samstagmorgen passte der Schlüssel nicht“, sagt Tom, „Die müssen mit einem Brecheisen so lange an der Tür rumgefuhrwerkt haben, dass der Bolzen total verbogen ist.“ Aufgekriegt haben die Einbrecher die Tür zum Glück nicht. Aber auch Tom und Mary kamen Samstagfrüh nicht mehr rein und mussten dann zu Ende bringen, was die Einbrecher begonnen hatten, und die Tür aufbrechen.
„Dass Menschen immer denken müssen, nur weil andere etwas Sinnvolles tun, sei bei ihnen auch etwas zu holen“, sagt Tom, „Was wollten die klauen bei uns? Wir machen Bücher! Zwar aus chlorfreiem Papier, aber das würde ich weder essen noch rauchen. Dann Kripo, Schlüsseldienst, Türbauer? Die ganze Palette sinnloser Aktivitäten, um die Folgen des gescheiterten Versuchs zu beseitigen.“ Jetzt haben sie die Tür mit Stahlschienen verstärkt und die Schlösser ausgewechselt. „Wer zahlt uns das?“, fragt Mary. „Versicherung?“, frage ich. Mary lacht. „Weißt du, was eine Einbruchsversicherung für Gewerberäume kostet?“, sagt sie, „da könnten wir zumachen!“ Und das wäre ja furchtbar.
Lea Streisand