Gericht bestätigt Versuchsfeld: Imker verlieren gegen Genmais 98140
Genpflanzentest: Imker fürchten, der Honig werde verunreinigt. Braunschweiger Richter: Spielt keine Rolle, nicht giftig
POTSDAM taz Die Genehmigung eines Versuches mit gentechnisch verändertem Mais auf einem Feld im im bayerischen Kitzingen im vergangenen Jahr war rechtmäßig. Das hat das Verwaltungsgericht Braunschweig am Mittwochnachmittag entschieden.
Ein Imker aus Kitzingen hatte gegen das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) geklagt, das das Versuchsfeld in direkter Nachbarschaft seiner 14 Bienenvölker genehmigt hatte. Der Imker befürchtet, dass seine Tiere Pollen des Gen-Maises, der keine Zulassung als Lebensmittel besitzt, sammeln und damit ihren Honig verunreinigen könnten.
Nicht verfolgt haben die Braunschweiger Richter den Vorwurf des Klägers, der zuständige Beamte des BVL, Hans-Jörg Bukh, sei zu eng mit der Gentechnikindustrie verbunden und daher befangen. Das BVL argumentierte vor Gericht, bei Freisetzungsversuchen spielten Fragen des Nebeneinanders von Gentechnik und konventioneller Landwirtschaft keine Rolle. Schließlich handele es sich um Tests, die nur unter strengen Sicherheitsauflagen genehmigt würden. Außerdem werde der Honig nicht im Sinne des Gentechnikgesetzes verunreinigt.
Wissenschaftliche Untersuchungen hätten gezeigt, dass gentechnisch veränderter Pollen in Honig kaum nachweisbar und nicht giftig für den Menschen sei. Sei er überhaupt im Honig enthalten, sei er nicht vermehrungsfähig. Der Honig werde darum auch nicht zu einem gentechnisch veränderten Lebensmittel im Sinne des Gentechnikgesetzes. "Das stimmt nicht", sagt dazu Peter Maske, Präsident des Deutschen Imkerbundes, der die Klage des Imkers unterstützt hat. "Einen Schokoriegel, der gentechnisch verändertes Soja enthält, kann man auch nicht in die Erde stecken und Sojapflänzchen züchten." Trotzdem müsse der Riegel gekennzeichnet werden. "Die Vermehrungsfähigkeit spielt keine Rolle", sagt Maske.
Bei Untersuchungen von Honig seien stets Maispollen gefunden worden, wenn die Bienen Zugang zu Maisfeldern gehabt hätten. Wesentlich sei, dass der Mais des Testfeldes noch keine lebensmittelrechtliche Zulassung besitze. Maske beharrt darauf: "Wenn der Imker wissentlich Honig verkauft, der diese Genpollen enthält, macht er sich strafbar." Imkern mit Bienenvölkern in der Nähe von Versuchsfeldern bliebe nur der Ausweg, abzuwandern. "Das ist doch nicht zumutbar", findet Maske. Die Imker werden daher in Revision gehen.
Der Mais der Linie 98140 enthält Gene des Bakterium Bacillus licheniformis, das Brot oder Fruchtsaft verdirbt. Diese sollen die Pflanze widerstandsfähig gegenüber zwei Unkrautvernichtungsmitteln machen. Die Firma Pioneer testet die Pflanze in Freilandversuchen an vier Standorten in Deutschland und hat ihre Zulassung als Lebensmittel- und Futterpflanze in Brüssel beantragt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich