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■ Gerhard Schröder: Getrennt im TrendEhekrach im Haus Hannover

Hannover (taz) – Ernst August Prinz von Hannover soll sich nach fünfzehn Jahren Ehe von seiner Frau Chantal getrennt haben – das Welfenhaus interessiert Sie nicht? Gerhard Schröder hatte zwei Koffer mit den Nötigsten dabei, als er am Sonntag vor dem Krach mit Hillu Zuflucht in der Staatskanzlei suchte – die Bettgeschichten eines Ministerpräsidenten interessieren Sie schon eher? Nun gut, wo es kein Königshaus mehr gibt, da müssen eben Politiker für die Druckauflage herhalten. Ein bißchen sind die Schröders ja auch selbst schuld, schließlich hatten sie sich durch unzählige Talkshows zum öffentlichen Paar gemacht.

Aber ach – es war kein Reitlehrer im Spiel, kein Telefonat mit zotigem Liebegeflüster wurde mitgeschnitten. Der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder hat sich ganz banal in eine jüngere Frau verknallt. Und bei einem 51jährigen darf man da wohl noch nicht von Johannistrieb sprechen. Die Bild-Zeitung hatte von der 32jährigen Journalistin Fotos auf Lager, die sie jetzt tagtäglich veröffentlicht. Und weil das Blatt großen Wert darauf legt, daß sie „früher Klosterschülerin war“, soll sich die Kollegin jetzt erst mal bei ihrer Münchner Redaktion in einen Urlaub abgemeldet haben. Große Nachfrage besteht in Hannover gegenwärtig auch nach Schröders zweiter von drei Ehefrauen. Doch die trägt zu ihrem Glück seit der Scheidung den Namen Schröder nicht mehr. Nur der Expreß hat bisher ein Foto von Hillu und ihr veröffentlicht. Allerdings zeigte das teuer gekaufte Bild keineswegs Hiltrud mit ihrer Vorgängerin, sondern Hillu und eine Pressesprecherin aus der Staatskanzlei in Hannover, und die war nun einmal nie mit Gerhard Schröder verheiratet.

Überhaupt wird die Staatskanzlei in Hannover jetzt schon der Kuppelei verdächtigt, Unter der Überschrift „So kam die Geliebte zur Reise“ behauptete gestern die Hannoversche Neue Presse, die Pressestelle der Staatskanzlei habe dafür gesorgt, daß Schröders neue Freundin als einzige nichtniedersächsische Journalistin bei einer Reise des Ministerpräsidenten nach Norwegen dabei war. Tatsächlich begleiteten den Ministerpräsidenten auf der am Ende romantisch ausgefallenen Pressefahrt Journalisten aus dem ganzen Bundesgebiet, etwa auch aus Hamburg und Berlin. Und alle Pressevertreter hatten sich für diese von der Ruhrgas AG finanzierte Reise über die Staatskanzlei anzumelden.

Gerhard Schröder hat inzwischen in Hannover eine neue Wohnung gefunden. Mit der Trennung von seiner Ehefrau hat er es immehin geschaft, durch eine neue persönliche Affäre eine politische, die Opernballaffäre, vergessen zu machen. Seine Gattin Hiltrud hat erklärt, daß sie weiter für die Stiftung „Kinder von Tschernobyl“ arbeiten will, für die sie in der Vergangenheit fleißig Geld gesammelt hat. Und als wär es der Buckingham-Palast, wird sie natürlich jetzt aus der Staatskanzlei ausziehen, wo sie bisher ein Büro ihr eigen nannte. „Weinkrampf“ überschrieb gestern in großen Lettern die Morgenpost ein Foto eines trübsinnigen niedersächsischen Ministerpräsidenten und stellte darunter die Frage: „Kann er jetzt noch Kanzler werden?“ Bei näherem Hinsehen war es dann aber Schröders Tochter, die über die Trennung ihrer Eltern traurig war. Mit den Trennungschmerzen der Kinder ist dann jede Grenze des Geschmacks überschritten. Und Trennung hin oder her – Kanzler wird der strebige Niedersachse ohnehin nicht. Aber immerhin liegt er im Trend: Seit die SPD in Niedersachsen regiert, hat sich nunmehr die Hälfte der Kabinettsmitglieder von ihren Ehepartnern getrennt. Jürgen Voges

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