Gentechnologie, Klonen und die Folgen: Die Frau ist Adam
betr.: „Angriff der Kloner“, „Ein Schöpfer, noch in diesem Jahr“ etc., taz vom 9. 8. 01
Eigentlich brauchen wir dann keine Männer zur Zeugung mehr. Die Frauen könnten sich selbst klonen. Nur sie sind in der Lage, die notwendige Eizelle zu spenden. Es ist schon eine Anmaßung, bei der Darstellung des Originals einen Mann abzubilden. Ganz nach der Schöpfungslehre. Erst kam Adam und dann wurde aus seiner Rippe die Frau geschaffen. Die Frau reicht für sich allein weibliche Nachkommen von sich selbst zu schaffen. Dieses ist dann das echte Klonen.
Eine Frau lässt sich in ihre Eizelle die Erbinformation (DNA) einer Körperzelle einsetzen und trägt dann selbst den Embryo aus. [. . .] Die Frau ist Adam. BRIGITTE REISS, Potsdam
Unserem totalitären Ökonomismus war das Individuum schon immer ein Dorn im Auge – also ist das Klonen von Menschen doch nur konsequent . . . VOLKER HUTFILS, Lübeck
In der Debatte um Gentechnologie und das Klonen von Menschen zu Reproduktionszwecken gibt es viele Bedenkenträger. Die einen befürchten, damit würde der Mensch Gott ins Handwerk pfuschen, die anderen befinden es als „unethisch“, eine genetische Kopie eines bereits existierenden Menschen zu produzieren – so als sei der Geist eines Menschen durch seine Gene determiniert. Die taz setzt „frech, links und salopp“ dem ganzen noch eins drauf und schwadroniert von den Horrorszenarien, die für einen Großteil der genannten Diskussionspartner die ohnehin furchtbarste wären: dass das Reproduktive Klonen Menschen mit Behinderungen hervorbringen könnte, die von der taz dann ohne Umschweife als „Monster“ (und von ihrem zugehörigen Internet-Forum auch mal als „Invalide“ (In-valide = Wert-lose), „mindere Qualität“ und „unförmige Kreaturen“) deklariert werden. Vor den „Fehlschlägen“ des italienischen Forscheres Antinori wird gewarnt, der nur „zu 99 Prozent garantieren (könne), dass er keine Monster produzieren werde“, was, so taz-Autor Matthias Urbach, andersherum ausgedrückt heißt „ein Monster in einhundert Fällen“.
Bei einem so gearteten Interesse nimmt es nicht wunder, wenn der Zweck der Gentechnologie als Selektionsinstrument zur Auslese „minderwertigem Erbgutes“ und zur zielgerichteten Herstellung von allseits brauchbarem Menschenmaterial in der taz unthematisiert bleibt. Wenn der allgemeine Konsens darüber gefunden wurde, dass „Missbildungen“ zu verhindern seien, hat man diesen Punkt offensichtlich ohnehin schon erledigt. [. . .]
REBECCA MASKOS, Bremen
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