: Gentechnische Lebensmittel
■ Gentechnik-Symposium: „Deutschland soll sich nicht abhängen lassen“
Schon in den nächsten Jahren wird aus dem Ausland erstmals gentechnisch manipuliertes Obst oder Gemüse auf den deutschen Markt kommen. Diese Erwartung äußerte der Leiter des Instituts für Biochemie und Pflanzenvirologie an der Braunschweiger Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA), Professor Rudolf Casper.
„In Deutschland gibt es noch keine Zulassung für irgendwelche gentechnisch manipulierten Nahrungsmittel oder Lebensmittel, die gentechnisch manipulierte Organismen enthalten“, betonte Casper am Ende eines von der Braunschweiger BBA organisierten Gentechnik-Symposiums in Goslar. Über den EG-Binnenmarkt könnten solche Produkte aber auch in Deutschland verkauft werden. Voraussetzung sei, daß für die manipulierten Lebensmitel die Zulassung eines EG- Landes vorliege, meinte Casper.
Bei dem viertägigen Symposium wurde Casper zufolge deutlich, daß weltweit mit unterschiedlichen Sicherheitsstandards bereits mehr als 500 Freilandversuche mit an ihrem Erbgut veränderten Pflanzen betrieben wurden oder werden. Beispielsweise sei ein „in Deutschland undenkbares“ Experiment chinesischer Wissenschaftler bekannt geworden, bei dem in der Volksrepublik auf mehr als einer Million Hektar Ackerland gentechnisch manipulierte Bakterien freigesetzt worden seien. Damit habe man auf armemBoden die Bindung des in der Luft enthaltenen Stickstoffs verbessern wollen, der Ertrag sei allerdings nur um fünf bis zehn Prozent gesteigert worden.
In Deutschland gab es bislang nur zwei genehmigte Freilandversuche, die 1990 und 1991 vom Kölner Max-Planck-Institut auf einigen tausend Quadratmetern mit gentechnisch veränderten Petunien betrieben wurden. Casper betonte, aus Angst vor dem Protest von Gentechnik-Gegnern laufe Deutschland Gefahr, ähnlich wie zuvor im Bereich der Mikroelektronik nun auf einem weiteren Milliardenmarkt „abgehängt“ zu werden: „Es wäre sinnvoll, in Deutschland Freisetzungsversuche beantragt würden, aber keiner kommt“.
dpa
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