: Generalstreik im Gaza–Streifen
■ Protestaktionen gegen Besatzungsmaßnahmen / Israel dementiert amnesty international–Berichte über Folter
Aus Tel Aviv Amos Wollin
Am Donnerstag kam im von Israel besetzten Gaza–Streifen das öffentliche Leben während eines Generalstreiks zum völligen Stillstand. Alle Schulen, Behörden und Geschäfte in den Städten und Flüchtlingslagern des Gaza–Streifens blieben geschlossen. Auf Flugblättern wurde zu Protestaktionen gegen die „Unterdrückungsmaßnahmen der Besatzungsbehörden“ aufgerufen. Einwohner der Stadt Gaza erklärten, daß die Haus–zu–Haus Durchsuchungen und andere kollektive Strafmaßnahmen der Armee in der Folge der Ermordung zweier Israelis in der letzten Woche eine „unerträgliche und erniedrigende Repression“ darstellen. Der „normale Tagesablauf“ im gesamten Gaza–Streifen sei gelähmt. Versuche der israelischen „Zivilverwaltung“ unter Führung des Brigadegenerals Erez, den Streik zu verhindern, sind offenbar gescheitert. Ebenfalls am Donnerstag hat der israelische Regierungsinspektor für die besetzten Gebiete, General Goren, Berichte der Menschenrechtsorganisation amnesty international über die Behandlung palästinensischer Häftlinge durch die Besatzungsbehörden als „total falsche Beschuldigungen“ zurückgewiesen. Laut Goren gebe es keine Fälle physischer Gewalt oder Folter während der Verhöre. Bei einer Presse–Tour durch die „Haft–Einrichtung“ Farrah (d.h. „Freude“), wo zur Zeit rund 150 Jugendliche „nicht unter 14 Jahren“ wegen „Verletzung von Gesetz und Ordnung“ festgehalten werden, erklärten die Behörden, daß durchschnittlich 70 Prozent der verhörten Palästinenser geständig seien, bei Steinewerfen, Hissen der palästinensischen Nationalflagge oder Parolensprühen beteiligt gewesen zu sein. Während der Besichtigung der „Einrichtung“ durften die Pressevertreter allerdings weder mit Gefangenen sprechen noch das Verhörzentrum sehen. Nach eigenen Angaben ist die israelische Anwältin Felicia Langer am Besuch einiger ihrer Mandanten in der Farrah–Anstalt gehindert worden, weil sie im israelischen Fernsehen ein provokatives Interview zu den Haftbedingungen gegeben hatte.
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