: Generalstaatsanwalt ermordet
■ Der kolumbianische Jurist Hoyos, der wahrscheinlich von der Drogenmafia entführt wurde, ist tot / Der vor einer Woche verschleppte Bürgermeisterkandidat von Bogota, Andres Pastrana, ist frei
Bogota (afp) - Die zwei spektakulären Entführungsfälle in Kolumbien, die vermutlich auf das Konto der Drogenmafia gehen, sind Montag zu Ende gegangen. Die Leiche von Generalstaatsanwalt Carlos Mauro Hoyos, der Montag morgen verschleppt wor den war, wurde am Nachmittag in einem Wald bei Medellin gefunden. Bei der Fahndung konnte die Polizei den seit einer Woche entführten konservativen Politiker Andres Pastrana befreien. Ein anonymer Anrufer hatte den Sicherheitskräften mitgeteilt, wo der Tote zu finden sei. Zu der Aktion bekannte sich eine bisher unbekannte Gruppe unter dem rätselhaften Namen „Ausländische Schwadron“. Mit den Entführungen will die kolumbianische Rauschgiftmafia nach Ansicht der Behörden den Plan der Regierung torpedieren, ein Auslieferungsabkommen mit den USA zu erneuern. Seit 1984 wurden insgesamt 13 Koka–Bosse in die USA abgeschoben und dort zu hohen Haftstrafen verurteilt. Der Generalstaatsanwalt hatte noch einen Tag vor seiner Ermordung erklärt, allein mit dem Strafrecht sei den Problemen des Landes nicht beizukommen. Von der Regierung hatte er eine klare Stellungnahme zur umstrittenen Frage der Auslieferung von Drogenhändlern an die USA verlangt. Das Abkommen wurde nämlich im Vorjahr vom Obersten gerichtshof als verfassungswidrig aufgehoben. Andres Pastrana wurde befreit, als etwa 5.000 Beamte einen Wald 40km außerhalb von Medellin durchkämmten und dort ein Haus durchsuchten. Die Geiselnehmer hatten die Flucht ergriffen und ihren Gefangenen mit nur einem bewaffneten Wächter zurückgelassen. Nach Meinungsumfragen der letzten Tage sind die Chancen des 34jährigen Anwalts, am 13.März die Bürgermeisterwahl von Bogota zu gewinnen, durch die Entführung enorm gestiegen.
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