: Generalmobilmachung in Nagorny-Karabach
Eriwan (AFP) — Das Parlament von Nagorny-Karabach hat das Kriegsrecht über die Enklave verhängt und eine Generalmobilmachung verfügt. Das teilte getern der Pressesprecher des armenischen Präsidenten, Ruben Schugarjan, in Jeriwan mit.
Die Entscheidung, so Schugarjan, sei notwendig, da durch die militärische Lage sowohl die Existenz der „Republik Nagorny-Karabach“ als auch das Leben der Bevölkerung bedroht sei.
Der armenische Präsident Lewon Ter Petrosjan war zuvor über das Kriegsrecht und die Generalmobilmachung informiert worden. Ab sofort müssen alle Männer zwischen 18 und 45, die in der überwiegend von Armeniern bewohnten Enklave leben, zum Kampf bereit stehen. Lewon Ter Petrosjan wurde darüberhinaus vom Parlament Nagorny-Karabachs aufgefordert, alle wehrfähigen Männer, die nach Armenien geflohen sind, zur Rückkehr zu bewegen.
Auch Aserbaidschan mobilisiert für den weiteren Kampf um die Enklave alle militärischen Reserven. So hatte Präsident Ebulfas Eltschibei am Mittwoch die unbefristete Verlängerung der Dienstzeit aller Wehrpflichtigen angekündigt. Auch rief Eltschibei alle Reservisten zurück zu den Waffen, die ihre Dienstzeit 1991 oder 1992 beendet haben. Parallel dazu rief das Verteidigungsministerium alle aserbaidschanischen Soldaten zurück, die in den Streitkräften der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ihren Dienst tun.
Kurz vor der Verhängung des Kriegsrechtes hatte der Ministerpräsident in Nagorny-Karabach, Oleg Esojan, seinen Rücktritt angedroht. Hintergrund dafür sind offenbar die jüngsten militärischen Erfolge der Aserbaidschaner.
Diese setzen ihren Vormarsch offenbar weiter fort. Aserbaidschanische Truppen hätten mehrere Dörfer im Gebiet von Mardakert erobert und dabei den Armeniern „immense Verluste“ beigebracht, hieß es aus dem Verteidigungsministerium in Baku. Von armenischer Seite wurde bestätigt, daß sich die Selbstverteidigungskräfte Nagorny-Karabachs aus den Dörfern Tschapar und Getawan zurückgezogen hätten.
Kampfhandlungen wurden auch aus anderen Teilen des Gebiets gemeldet, wobei 13 Menschen getötet und mehrere Dutzend verwundet worden sein sollen.
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