: Gemischte Signale an die Kurden
■ Saddam Hussein denkt in Bagdad über kurdischen Autonomievorschlag nach/ Kurdenführer Massoud Barzani zeigt sich weiter optimistisch/ Eine klare Antwort der irakischen Führung ist unwahrscheinlich
Nikosia (ap) — Die Regierung in Bagdad und Vertreter der Kurden haben nach Darstellung einer irakischen Zeitung eine Einigung über einen Vertragsentwurf erzielt, der die Errichtung eines autonomen Kurdengebiets im Norden Iraks vorsieht.
Die Bagdader Regierungszeitung 'Ath-Thaura‘ (Die Revolution) zitierte am Sonntag Kurdenführer Massud Barzani mit den Worten: „Im Hinblick auf eine demokratische Lösung ist ein überaus positives Ergebnis erzielt worden.“ Über Einzelheiten müsse allerdings noch beraten werden.
Barsani erklärte der Zeitschrift zufolge, zwischen Irak und der Kurdenregion werde es keine Grenzen geben. Die Republik Irak werde bestehen bleiben. Der Zeitungsbeitrag wurde von der amtlichen irakischen Nachrichtenagentur 'Ina‘ verbreitet.
In der nordirakischen Stadt Arbil waren am Samstag Gespräche zwischen der irakischen Regierung und Vertretern der kurdischen Minderheit aufgenommen worden. Gesprächspartner waren laut 'Ina‘ auf irakischer Seite der Vizepräsident des Revolutionären Kommandorats, Issat Ibrahim, der stellvertretende Ministerpräsident Tarik Aziz und Verteidigungsminister Hussein Kamal Hassan. Die Kurdistan-Front — eine Dachorganisation acht politischer Organisationen — war u.a. von Massud Barzani von der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP) und dem Vorsitzenden der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), Dschalal Talabani, vertreten.
Irakische Kurden erwarten ein „Jein“ aus Bagdad
Berlin (taz) — Nach Informationen aus Kreisen der PUK sind die irakischen Verhandlungsführer inzwischen nach Bagdad zurückgereist, um dort Saddam Hussein über die Gespräche zu informieren. Sie selbst hatten keine Entscheidungsbefugnisse. Nach der gleichen Quelle erwarten die Kurden aus Bagdad ein „Jein“ als Antwort auf ihre Vorschläge, was zur Folge hätte, daß noch einige Zeit weiterverhandelt werden müsste.
Nach kurdischen Angaben hat das irakische Militär inzwischen damit begonnen, in der kurdischen Ölstadt Kirkuk eine von Turkmenen bewohnte Burg zu zerstören. Die kurdischen Verhandlungsführer hätten dagegen protestiert. Die Motive für das irakische Vorgehen wurden nicht bekannt. Zwischen 300.000 und 500.000 Turkmenen sollen im arabisch-kurdischen Grenzgebiet leben. Die Turkmenen sind in der Kurdistan-Front nicht vertreten. taud
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen