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Gemäßigte werden vorgeschoben

■ In Südkorea sollen die Hardliner der Regierungspartei zurückgezogen werden / Opposition wartet auf Freilassung aller politischen Gefangenen / Am Donnerstag erneut „Friedensmärsche“

Seoul (afp/dpa) - Die regierende südkoreanische Demokratische Gerechtigkeitspartei (DJP) plant in der kommenden Woche eine tiefgreifende Umbildung an ihrer Führungsspitze sowie auch innerhalb des Kabinetts. Wie aus Parteikreisen am Dienstag verlautete, sollen in erster Linie Vertreter der harten Linie gegen gemäßigte Kräfte ausgetauscht werden. Unter anderem soll mit dem Revirement die Grundlage für den Dialog mit der Opposition über Reformen und zur Vorbereitung von Neuwahlen noch in diesem Jahr geschaffen werden. Auch führende Regierungsmitglieder würden nicht ausgeklammert. Südkoreas Staatspräsident Chun Doo–Hwan hat am Dienstag 29 Rücktrittsgesuche führender Mitglieder der regierenden Demokratischen Gerechtigkeitspartei (DJP) zurückgewiesen, die ihm in der letzten Woche überreicht worden waren, damit der Weg für Umgestaltungen innerhalb der DJP frei sei. Dennoch sei der Anlaß für die Abfassung der Rücktrittsgesuche „nunmehr hinfällig“, da Chun die Vorschläge Rohs bereits akzeptiert habe. Die angekündigte Amnestie politischer Gefangener und die Wiederherstellung der Bürgerrechte für Kim Dae Jung und andere werden von Südkoreas Kabinett in einer Sondersitzung am Donnerstag erörtert, bestätigte ein Sprecher des Präsidialamtes in Seoul am Dienstag. Die regierende Demokratische Gerechtigkeitspartei (DJP) will laut Angaben von Parteimitgliedern Anfang der nächsten Woche den Dialog mit der Opposition über eine neue Verfassung aufnehmen. Kim Dae Jung betont jedoch, daß vor einer Entscheidung über Gespräche mit der DJP erst alle politischen Häftlinge freigelassen sein müssten. Außerdem wolle man sehen, wie sich Regierung und Polizei am Donnerstag bei den Trauerfeierlichkeiten für den gestorbenen Studenten Lee Han Yol verhalten, meinte Kim. Die Nationale Koalition für eine demokratische Verfassung, die bereits die Massenkundgebungen zwischen dem 10. und 26. Juni organisiert hatte, will für Donnerstag erneut zu Friedensmärschen in mehreren Städten Südkoreas aufrufen.

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