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Geldsorgen: Haussmann in Moskau Kann die UdSSR noch zahlen?

Moskau (dpa) - Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann (FDP) hat gestern in Moskau erneut versichert, daß die Bundesrepublik für die Lieferverpflichtungen der DDR einstehen wird. Haussmann warnte davor, im Zuge der westeuropäischen Integration und der Annäherung einiger osteuropäischer Länder an die EG bei der Sowjetunion ein „Gefühl der Abkoppelung“ aufkommen zu lassen. Er sagte der Sowjetunion Hilfe bei der Umstellung ihrer Rüstungsindustrie auf zivile Produkte zu. Wirtschaftsminister Haussmann war gestern auch mit dem sowjetischen Ministerpräsidenten Nikolai Ryschkow zusammengetroffen.

Der Handel zwischen der Bundesrepublik und der UdSSR ist 1989 um 22 Prozent auf knapp 20 Milliarden Mark gestiegen, liegt jedoch noch weit unter dem Höchststand von 1984 mit damals 25 Milliarden D-Mark. Im Mittelpunkt der zweitägigen Gespräche, an denen auch führende deutsche Industrielle teilnehmen, steht der DDR-Handel mit der Sowjetunion. Er soll vom kommenden Jahr an in harter Währung und zu Weltmarktpreisen abgewickelt werden.

Für 1991 bis 1995 hatten die staatlichen Plankommissionen der DDR und der UdSSR schon vor einem Jahr ein Handelsvolumen von rund 35 Milliarden Transferrubel (etwa 105 Milliarden Mark) vereinbart. Darüber soll jedoch neu verhandelt werden. Die DDR hat bisher 40 Prozent ihres Außenhandels mit der UdSSR abgewickelt, bei der Bundesrepublik sind es nur 1,8 Prozent.

Haussmann sprach gegenüber dem Leiter der sowjetischen Delegation, Iwan Stepanowitsch Silajew, auch die Finanzlage der UdSSR an. Die eingetretenen Zahlungsverzögerungen - bei deutschen Unternehmen soll die UdSSR mit einer Milliarde Mark in Rückstand sein - müßten von der sowjetischen Regierung möglichst bald erklärt werden. „Sonst führen wachsende Nervosität und Gerüchte zu Irritationen, von denen bereits kurzfristig schwere Störungen des Handelsverkehrs ausgehen könnten“, sagte Haussmann.

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