WAS ROCKER UND RECHTSEXTREME VERBINDET – UND WAS NICHT : Geld oder Politik
Sie tragen die Kutten der Hells Angels, des Gremium MC oder der Bandidos. Immer wieder wenden sich Rechtsextreme den organisierten Rockern zu, auch in Niedersachen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Als „hierarchisch strukturierte Männerbünde“ kämen die Motorradclubs „rechtsextremen Denkmustern entgegen“, sagt Rena Kenzo vom Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus. Anziehend wirkten Rituale und Rangordnung, Gewaltaffinität und Frauenfeindlichkeit.
Dass es zwischen den Szenen auch Differenzen gibt, will Kenzo dabei nicht verschweigen: Je weniger relevant in den Clubs das Motorradfahren selbst sei, desto weniger herrschten rassistische Positionen vor, sagt sie. Auch erhärte sich seit Jahren, dass die Hells Angels, Bandidos und der Gremium MC keine Politik machen wollten – sondern Geld: Gerade Clubs, welche die Landeskriminalämter der organisierten Kriminalität zurechnen – wegen Frauen-, Waffen- und Drogenhandels –, möchten nicht politisch auffallen. Ausnahme: Schleswig-Holstein.
Im dortigen Neumünster seien „die Bandidos von führenden Köpfen der rechten Szene gegründet wurden“, sagt Alexander Hoffmann, Rechtsanwalt in Kiel, der sich sich seit Jahren mit dem Rockermilieu und der rechtsextremen Szene auseinandersetzt. In jenem Chapter war der Rechtsextreme Peter Borchert Vize-Präsident, sein Gesinnungskamerad Alexander Hardt firmierte als „Sergeant at arm“, also Waffenmeister.
„Eine einzigartige Konstellation“, sagt Hoffmann: Rechtsextreme wirkten führend mit – „und machen weiter Politik“. So nutzte Borchert Hoffmann zufolge seine Neonazi-Kontakte, um neue Bandidos anzuwerben.
Ende 2012 eröffnete Hardt in Kiel ein Geschäft für Schlüssel und Einbruchswerkzeug – mit Borchert. Eine gestiegene Gewaltbereitschaft mag Hoffmann nicht erkennen: „Die waren schon immer sehr gefährlich.“Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland