Kommentar: Gekniffen am Bau
■ Schluß mit dem Lohndumping
Europa ist gut, Europa ist Freiheit. Aber wie sollen arbeitslose Bauarbeiter diesen hehren Gedanken teilen, wenn sie sehen, wie Portugiesen, Polen oder Briten ihre Jobs auf der Baustelle übernehmen? Selber wandern und Arbeit suchen, würden erzliberale Freunde des vogelfreien Marktes einwenden. Oder umschulen. Bloß in welche Branche?
Also muß etwas geschehen, um den Menschen vom Bau die Chance auf Lohn und Brot zu belassen. Die Politik ist gefordert, zumindest bei öffentlichen Bauvorhaben für Einhaltung der Tariflöhne zu sorgen. Doch der Druck dagegen ist groß, entlastet doch jede Mark, die man bei einem Billig-Anbieter spart, den eigenen Haushalt. Daß hintenrum wieder Arbeitsämter und Sozialhilfekassen bluten müssen, ist offenkundig, aber für die jeweiligen Entscheidungsträger kein Kriterium.
Dennoch: Wenn eine Linie 4 mit Geld aus dem Investitionssonderprogramm gebaut wird, mit dem ja die Bremer Wirtschaftskraft gestärkt werden soll, und dann eine auswärtige Firma mit einem Dumping-Angebot zum Zuge kommt, stimmt etwas nicht. Es muß möglich sein, Angebote auf ihre Seriosität nachzukalkulieren, ehe Aufträge vergeben werden. Besonders, wenn sie wie im Falle der Linie 4 um fast 20 Prozent niedriger liegen als die der Konkurrenz. Das ist entweder ein Wunder oder eine Schweinerei. Joachim Fahrun
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