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Geiselnahme beendetManchmal hilft Reden

Nachdem alles gut ausgegangen und die Geisel frei war, ist in Berlin viel Erleichterung zu spüren. Auch der neue Polizeipräsident erlebte eine geglückte Feuertaufe.

Berlins neuer Polizeipräsident Klaus Kandt auf der Pressekonferenz nach der Geiselnahme. Bild: dpa

Der Plan war einfach: In eine Bank gehen, eine Kontoeröffnung vortäuschen, dann Geld erpressen und drei Tage vor Weihnachten mit großer Beute fliehen. Doch dieser Plan eines 29 Jahre alten Mannes aus Wolfsburg gipfelte in einem fast zehnstündigen Geiseldrama samt Bombendrohung, das erst am frühen Samstagmorgen unblutig beendet werden konnte. Am Abend erließ ein Haftrichter den erwarteten Haftbefehl wegen erpresserischen Menschenraubes, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Simone Herbeth.

Das Motiv war zunächst unklar, der Mann sei wohl verschuldet und zuvor schon häufiger in Berlin gewesen. Zu den Geldsorgen gab es tatsächlich vermehrt Anhaltspunkte, hieß es am Sonntag.

13 Stunden nachdem die Geisel frei und der Täter festgenommen waren, informierten Oberstaatsanwalt Jörg Raupach, der neue Polizeipräsident Klaus Kandt nach seiner aufregenden Feuertaufe sowie Einsatzleiter Jochen Sindberg am Samstag über den Verlauf und die ersten Ermittlungsergebnisse. Nach 15.30 Uhr hatte der Mann demnach am Freitag eine Filiale der Deutschen Bank in Berlin-Zehlendorf betreten, in der er bereits am Vortag gewesen war. Denn eigentlich war für Donnerstag die Tat geplant gewesen. Bei sich hatte er eine Schreckschusspistole und eine blaue Sporttasche, deren Inhalt er als Bombe deklarierte. Sie war - wie sich später herausstellte - mit drei Kilogramm Mehl gefüllt.

Er ließ sich von einem 40 Jahre alten Bankmitarbeiter, der späteren Geisel, zu einem Beratungstisch führen, um angeblich über eine Kontoeröffnung zu sprechen. Doch dann verlangte er 100.000 Euro, zeigte dabei seine Pistole. "Er hatte gedacht, er würde genügend Druck in der Bank aufbauen können, um dann mit einer erklecklichen Summe das Gebäude zu verlassen", schilderte der Einsatzleiter aus der späteren Aussage des Festgenommenen.

Doch es kam anders: Der Bankmitarbeiter reagierte nach Sindbergs Schilderungen geistesgegenwärtig und rief den Filialleiter an, da er das bei solchen Summen tun müsse. Dieser alarmierte die Polizei und die weiteren Bankmitarbeiter, die das Gebäude daraufhin verließen. Als der Täter erkannte, dass die Polizei umgehend eingeschaltet worden war, forderte er zügig erst eine halbe Million Euro und dann eine Million und freien Abzug im Gegenzug für die Freilassung des 40-Jährigen.

Während der fast zehn Stunden bis zur Aufgabe habe er die Geisel "sehr anständig" behandelt, sagte Einsatzleiter Jochen Sindberg. Er habe stets betont, dass er dem Mann nichts antun wolle. Im Verlauf der Verhandlungen habe der Geiselnehmer auch signalisiert, "dass er selber mit der Situation nicht so glücklich ist". Auch daher gab er schließlich auf, und die Großlage konnte glücklich beendet werden.

Der erst vor wenigen Tagen ins Amt eingeführte Polizeipräsident Kandt lobt das umsichtige und ruhige Vorgehen der Polizei, das die "erfolgreiche Lagelösung" erreicht hatte. Er selbst habe sich in der Nacht im Führungsstab laufend unterrichten lassen. Die letzte Geiselnahme in Berlin hatte es im November 2007 gegeben, als ein Täter im Hauptbahnhof einen Kellner in einem Café mehr als zwei Stunden in seiner Gewalt hatte. Auch diese Geiselnahme endete unblutig.

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) äußerte sich zufrieden über den Ausgang des aktuellen Falles. Der "B.Z. am Sonntag" sagte er: "Ich bin erleichtert über das glückliche Ende der Geiselnahme und danke den Polizisten für ihren professionellen Einsatz." Zuvor hatte sich Innensenator Frank Henkel (CDU) bei der Polizei bedankt.

Während des stundenlangen Nervenkriegs waren am Freitagnachmittag und -abend auch zahlreiche Straßen um den weiträumig abgeriegelten Tatort herum gesperrt, mehrere Buslinien wurden umgeleitet, Anwohner gewarnt. "Man muss ja immer parallel auch alle anderen Lösungsmöglichkeiten vorbereiten", erläuterte der Einsatzleiter der rund 300 eingesetzten Beamten. Das hätte ein Notzugriff ebenso sein können wie eine "unkontrollierte Bewegung" - oder eben die angedrohte Explosion, wäre es tatsächlich eine Bombe gewesen. Denn der Täter hatte gesagt, er könne sie mit dem Handy zünden. (dpa)

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