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Geiseln als Schutzschilde

■ Geiseldrama in Dagestan spitzt sich zu. Moskau verlängert Ultimatum

Moskau/Perwomaiskaja (AFP) Das Geiseldrama im Kaukasus hat sich gestern weiter zugespitzt. Die tschetschenischen Geiselnehmer postierten die Geiseln als menschliche Schutzschilde rund um das Dorf Perwomaiskaja, wie die Nachrichtenagentur ITAR-TASS berichtete. Zuvor hatten die Geiselnehmer das Feuer auf die russischen Truppen eröffnet. Diese hätten aber zunächst nicht zurückgeschossen. „Jetzt ist klar, daß die Kämpfer versuchen, die russischen Truppen zu provozieren“, sagte der Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB (Ex-KGB), Michailow. Stunden zuvor hatte sich die Hälfte der Spezialeinheiten, die den Grenzort umzingelten, zunächst in Richtung des Nachbarortes Sowjetskoje zurückgezogen. Die Nachrichtenagentur Interfax meldete, der Chef des Tschetschenenkommandos, Salman Radujew, habe ein russisches Ultimatum über Funk zurückgewiesen. Rußland hatte die etwa 150 Rebellen aufgefordert, ihre Geiseln bis Sonntag vormittag freizulassen und die Waffen abzugeben, die Frist aber später verlängert. Im Morgengrauen waren die russischen Spezialeinheiten mit Panzerunterstützung schon einmal näher an die Geiselnehmer herangerückt. Später hieß es, die russischen Truppen seien auf die Forderung des Kommandos der tschetschenischen Rebellen eingegangen, sich um 1,5 bis 2 Kilometer zurückzuziehen. Der russische Innenminister Anatoli Kulikow und FSB-Chef Michail Barsukow reisten gestern ins Krisengebiet, um die Entscheidung über das weitere Vorgehen zu treffen. Am sechsten Tag des Geiseldramas befanden sich nach dagestanischen Angaben noch 173 Menschen in der Hand der Rebellen. In der nächstgelegenen Kreisstadt Chasawjurt und anderen dagestanischen Dörfern demonstrierten am Sonntag mehrere tausend Menschen gegen ein gewaltsames Eingreifen der russischen Truppen. Auch auf tschetschenischer Seite erklärten sich Menschen bereit, einen „menschlichen Korridor“ zu bilden, um den Rebellen einen ungehinderten Abzug zu sichern.

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