: Geiseln? „Glauben Sie mir, es sind Gäste“
■ Wie der irakische Botschafter in Paris im ZDF erklärte, warum westliche Ausländer festgehalten werden
IRAKISCHE GASTFREUNDSCHAFT
Hamburg (dpa) - Der irakische Botschafter in Paris, Abdul Rassak al-Haschimi, hat wie zuvor Regierungsmitglieder in Bagdad, bestritten, daß die von der Bagdader Führung zurückgehaltenen Ausländer Geiseln sind. In einem Interview des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) antwortete al -Haschimi auf die Frage, ob denn die Ausländer im Irak Geiseln oder Gäste seien: „Glauben Sie es mir, sie sind Gäste. Denn wenn Sie Geiseln halten, dann wollen Sie damit erpressen. Und das ist nicht die Situation im Irak. Wir haben diese Maßnahme ergriffen, um eine Katastrophe zu verhindern, denn der Irak befindet sich jetzt im Zustand der Belagerung, im Zustand der Blockade. Kein Essen, keine Arzneimittel und konfrontiert mit der Möglichkeit eines militärischen Angriffs durch Amerikaner und Engländer. Im Irak tut man daher alles mögliche, um eine solche Katastrophe zu verhindern.“
Auf die Frage, wie man „Gäste“ an strategisch wichtige Punkte und militärische Einrichtungen verschleppen kann, sie quasi als Schutzschilde behandelt und dies dann auch noch als humane Geste darstellt, meinte der irakische Botschafter: „Das ist eigentlich kein Schild. Darum geht es nicht. Denn wenn man eine Möglichkeit hat, jemanden zu beeinflussen, der versucht, etwas Verrücktes zu tun, wie das die amerikanische und die britische Regierung gerade vorhaben, dann ist das, was man selber tut, legitim. Nicht nur für das irakische Volk, sondern auch für die Briten, die Amerikaner. Dieses Verfahren ist also eine humanitäre Maßnahme, um eine Katastrophe in der Region zu vermeiden. Denn wenn es zum Krieg kommt, dann tut das allen weh, dann werden Tausende von Menschen sterben.“
Auf die Frage, warum sich der Irak nicht aus Kuwait zurückziehe und die Geiseln freigebe, denn dann würden sich sich auch die Amerikaner zurückziehen, antwortete der irakische Botschafter: „Präsident Saddam Hussein hat gestern eine Initiative genau dieses Inhalts verkündet. Wenn die Amerikaner sich zurückziehen und der Irak garantiert, daß es keine Bedrohung Saudi-Arabiens oder eines anderen Landes in der Region geben wird, dann werden die Araber selbst sich zusammensetzen, um das Problem oder die Probleme zu lösen... Es gibt im Nahen Osten noch andere Fälle von Besetzung: die Golanhöhen, die Westbank, den Gaza-Streifen und den Libanon. In diesen Fällen unternimmt die Welt überhaupt nichts.“
Zur Feststellung, es würden ja auch Kinder festgehalten, meinte al-Haschimi: „Ist es wirklich völkerrechtlich zulässig, irakischen Kindern das Essen zu verweigern? Ist es zulässig, eine Blockade durchzuführen, die nicht in der Entschließung des Sicherheitsrats angekündigt wurde? (...) Darf das Völkerrecht tatsächlich dazu beitragen, daß kein Essen, keine Arzneimittel in den Irak kommen? Gibt es überhaupt ein Recht in der Geschichte, das Menschen daran hindert, Arzneimittel zu bekommen, oder einem Kind Milch verweigert?“
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