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Geige, Hupe und Slapstick verjazzt

■ Geheimtips, Berühmtes und Lustiges beim 19. Jazzfestival ab 10. November in der Fabrik

Der November steht vor der Tür und mit ihm traditionsgemäß das Jazzfestival in der Fabrik, das heuer zum 19. Mal in Folge stattfindet. Im Mittelpunkt des Eröffnungstages (10.11.) steht ein Instrument, das im Jazz eher eine Randerscheinung ist: die Geige. Mit dem französischen Geiger Jean Luc Ponty steht auf der Bühne der Altonaer Spielstätte ein Musiker, der schon in den Sechzigern die Geige als Jazz-Instrument durchsetzte. Ponty, von John Coltrane stark beeinflußt, entdeckte vor einigen Jahren in Paris zudem den Reiz westafrikanischer Klänge. Mit afrikanischen Musikern aus der französischen Metropole präsentiert er neue Fusions-rhythmen. Als zweite Attraktion steht an dem Abend noch ein Geiger auf der Bühne: Didier Lockwood. Der aus einer französisch-schottischen Musikerfamilie stammende Lockwood repräsentiert die neue Geiger-Generation. Über Rock und Blues fand er seinen eigenen Weg zum Jazz.

Der zweite Festival-Tag (11. 11.) ist den Frauen vorbehalten: Neben der bekannten Pianistin Aziza Mustafa Zadeh aus Aserbaidschan, die solo auftritt, musizieren zwei weitere Formationen. Die 25jährige aus Berlin stammende Sängerin Céline Rudolph gilt als der aufgehende Stern im Jazz. Sie beschäftigte sich mit französischen Chansons und brasilianischen Rhythmen, unterbrach schließlich ihr geisteswissenschaftliches Studium und studierte bei David Friedman an der Berliner Hochschule für bildende Künste Komposition. Dort traf sie auch die drei Musiker, die das Quartett Out of Print vervollständigen. Die dritte Attraktion des Abends formiert sich um die amerikanische Pianistin Lynne Arriale. Mit Bass- und Schlagzeugbegleitung wird sie emotional und dynamisch angehauchte Kompositionen spielen.

Am 12. November begeben sich bekannte Größen in unbekannte Gefilde. John Zorn, das enfant terrible der New Yorker Jazz-Szene, hat seine Vorliebe für Klezmerklänge entdeckt, der Ausnahme-Gitarrist Bill Frisell favorisiert derzeit den Komiker Buster Keaton. Masada heißt das Projekt des 40jährigen Altsaxophonisten Horn, das unter dem Motto „Ornette (Coleman) meets Klezmer“ steht. Gespannt kann mensch auch auf die Begegnung von Frisell mit der Slapstick-Ikone Keaton sein. Das Trio des Gitarristen mit Kermit Driscoll am Bass und der kongeniale Joey Baron am Schlagzeug, das nicht zu Unrecht mit der legendären Jimi Hendrix Experience verglichen wird, wird vier Stummfilme des Komikers begleiten.

Traditionell vertraut endet am 13. November das Jazz-Festival. Der Elektro-Gitarrist John McLaughlin spaziert in Begleitung des Organisten Joey de Francesco und des Schlagzeugers Dennis Chambers zwischen den Oktaven. Und das United Jazz & Rock Ensemble feiert – wer hätte das gedacht – seinen 20. Geburtstag! Die Party findet allerdings ohne Altmeister Charlie Mariano statt.

Traditionsgemäß geht zuvor am Vormittag das Familienprogramm über die Bühne. Das Kollektief des Holländers Willem Breuker sorgt für das musikalische Chaos, das zu einem lebendigen Familientag paßt, und der 74jährige Komiker Toby Rix will uns zeigen, daß es bei solchen Anlässen auch was zu Lachen gibt. Toby Rix bringt unter anderem sein Tröterix mit; das sind gestimmte Autohupen. Und das verehrte Publikum wird gebeten, Geräusch- bzw. Musikinstrumente mitzubringen, um selber mitzutun.

Nicos Theodorakopulos

10.-13. 11., Fabrik, jeweils 21 Uhr; Willem Breuker Kollektief & Toby Rix: 13. 11., 11.30 Uhr

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