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■ Geheimverhandlungen zwischen Israel und der PLOVersuchsballon gestartet

Die Nachricht klingt sensationell. Vertreter der PLO und Israels führen an allen möglichen Orten der Welt Geheimverhandlungen, unterzeichnen Dokumente, beraten über Karten und sind sich fast einig, wie der zukünftige palästinensische Staat aussehen soll. Und das auch noch vor Aufnahme der Folgeverhandlungen des Oslo-Abkommens, die offiziell erst im Mai beginnen und bis 1999 dauern sollen. Jassir Arafat also schon vor den Toren Jerusalems, während sein Freund Schimon Peres bereits auf der Suche nach einem angemessenen Amtssitz für den einstigen Erzfeind ist. Genau. Da stimmt doch etwas nicht.

In Israel herrscht Wahlkampf. Und da tritt die regierende Arbeitspartei ganz einfach die Flucht nach vorn an. Bevor die Opposition der Regierung mit neuen Enthüllungen über mögliche Geheimabmachungen ans Bein pinkeln an, sagt sie lieber selbst, was Sache ist. Und ganz nebenbei kann sie dabei auch ihre eigene Interpretation der Verhandlungsergebnisse zum besten geben.

Und die sehen für Israel ja gar nicht schlecht aus: Groß-Jerusalem mit seinen annektierten Westbank- Gebieten wird nicht angetastet, dafür werden die muslimischen Heiligtümer zum exterritorialen Gebiet erklärt, die Siedlungen bleiben israelisches Hoheitsgebiet, dafür soll die Jordansenke an die Palästinenser gehen. Und eine exterritoriale Trasse die Rumpf- Westbank mit dem Rumpf-Gaza-Streifen verbinden.

Dieser Rumpfstaat darf dann, kaum hat er das Licht der Welt erblickt, eine Föderation mit Jordanien eingehen. Die Botschaft an die Israelis ist unmißverständlich: Regt euch nicht auf, liebe Wähler der Arbeitspartei. Wir haben die Sache im Griff, was immer der Likud auch sagt. Wir holen das Maximale für euch heraus, ganz so wie bei den Vereinbarungen von Oslo.

In der Tat erinnert das jetzt bestätigte Prozedere sehr an den Vorlauf von Oslo. Akademiker, Friedensfreunde und ein paar prominente Politiker treffen sich, um mögliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede abzustecken. Die werden schriftlich festgehalten und den jeweiligen Führungen vorgelegt. Die Verhandlungen sind vorbereitet. Mehr nicht.

Fortgesetzt werden sie mit Gewißheit erst nach den israelischen Parlamentswahlen, die Ende Mai stattfinden. Reaktionen aber sind schon jetzt willkommen. Apropos Geheimverhandlungen: Seit zwei Monaten verhandeln Israelis und Palästinenser hinter den Kulissen über die Zukunft Jerusalems. Ganz geheim, versteht sich. Georg Baltissen

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