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Gegen repressive Drogenpolitik

Betrifft: „Große Koalition als großer Verhinderer“, taz vom 5./6.2

Es gibt unterschiedliche Auffassungen, in welcher Form man vernünftige Drogenpolitik praktizieren kann. Bernd Schulte verkörpert auch weiterhin die bereits von seinem Vorgänger und von anderen Länders praktizierte repressive Drogenpolitik. Diese Art von Politik mag aus der Sicht des Herrn Innensenator eine vernünftige Umgangsweise mit Drogenabhängigen sein – aus unserer Sicht ist sie schlichtweg eine Unart und zudem äußerst menschenunwürdig. Wenn man tagtäglich mit Drogenabhängigen arbeitet, bekommt man einen guten, wenn auch längst nicht vollständigen, Einblick in das Alltagsleben von Drogenabhängigen. Dieses ist beinahe täglich von einem Existenzkampf geprägt: Der Drang, ihre Drogensucht zu befriedigen, das Leben mit schweren Krankheiten wie AIDS und Hepathitis und die Repressionen charakterisieren das elendige Leben der Betroffenen. Wenn vor diesem Hintergrund Senator Schulte das Einrichten von Druckräumen kategorisch ablehnt, sollte er sich das bestehende Elend einmal persönlich anschauen. Erscheint es da nicht vielmehr als ein notwendiger Schritt, den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, ihrer Sucht in hygienisch sauberen Umfeldern nachgehen zu können? Mal ganz abgesehen von den Chancen staatlicherseits, in diesem Räumlichkeiten das Gespräch mit den Drogenabhängigen zu suchen und ihnen Hilfen im Kampf gegen diese Sucht anzubieten. Unseres Erachtens ist es eine Notwendigkeit, Druckräume einzurichten, weil es ein Gebot der Menschlichkeit ist.

Man fragt sich, welche Auffassungen hinter den Äußerungen des Senators stehen, wenn man liest, dass er auch weiterhin auf repressive Drogenpolitik setzen will. Drogenabhängige lösen sich durch Repressionen nicht in Luft auf. Auch versiegt damit der Konsum an Drogen nicht von selbst, mal abgesehen von den Ursachen der Süchte, die bei den betroffenen Personen auch weiterhin vorhanden sind. Solch eine „Drogenpolitik“, die lediglich auf Repressionen statt auf wirksame Hilfe und Bekämpfung der Ursachen von Drogensucht setzt, ist aus unserer Sicht nicht anders als menschenunwürdig zu bezeichnen.Vor diesem Hintergrund ist es umso betrüblicher, dass Bremen seine nicht unbedeutenden Stimmen im Bundesrat nicht dafür genutzt hat, diese sinnvolle drogenpolitische Verbesserung bundesweit zu ermöglichen.

Das Team des „Sleep Inn Neuland“, Drogennotunterkunft des Arbeiter-Samariter-Bundes

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