Gegen das Vergessen : Gymnasium Huckelriede geht doch
Seit dem Beginn des Schuljahrs wird das alte Schulzentrum Huckelriede als Gymnasium genutzt. Einfach so, weil das eigene Gebäude saniert werden muss. Und weil die Schule Huckelriede leer steht. Hinter dem Vorgang verbirgt sich eine kleine Groteske. Ulrich Berlin, einst für die FDP im Beirat Obervieland, erinnert sich.
Gut zehn Jahre ist es her, da hatte die FDP als Koalitionspartner im Senat (Ampel-Koalition) durchgesetzt, dass ein zusätzliches durchgehendes Gymnasium eingerichtet werden sollte. Höchst Kontrovers war die Frage, an welchem Standort. Die FDP wollte Huckelriede – das Schulgebäude dort ist gut erreichbar. Damals war dort ein Schulzentrum der Sekundarstufe II, die Oberstufenschüler waren also schon da.
Die Koalitionspartner von SPD und Grünen hielten dagegen: Es sei kein Platz im Gebäude für zusätzliche Schülerinnen und Schüler, außerdem sollten die Ortsteile Kattenturm und Kattenesch aufgewertet werden. Der Koalitionsausschuss entschied schließlich: Das neue Gymnasium soll in dem bestehenden Schulzentrum Obervieland entstehen.
Enttäuschung machte sich breit bei denen, die einen Kurswechsel in der Bildungspolitik erhofft hatten, der sich auch an der Symbolkraft von gymnasialen Standorten niederschlagen sollte. Die seinerzeit oppositionelle CDU meinte nicht ganz frei von Häme, die FDP sei eben zu schwach und nicht durchsetzungsfähig.
Dann kam die große Koalition mit der CDU im Senat – die Schule Huckelriede wurde ganz aufgelöst. Die leer stehende Immobilie sollte erst verkauft werden, wurde dann bis zum Sommer 2003 der Hochschule Bremen vermietet. Und jetzt im Spätsommer 2003 sind die Gymnasiasten aus Obervieland ist das Schulgebäude Huckelriede eingezogen. Genau das, was 1993 unter keinen Umständen ging. Sollte es nun doch eine späte Genugtuung für die FDP geben?
Die ganze Entwicklung trägt groteske Züge. Und wäre das alles nicht so teuer, könnte man darüber fast schmunzeln.
Der Autor Ulrich Berlin war von 1987 bis 1994 Mitarbeiter der FDP-Fraktion und während der Ampelkoalition (1991 bis 1995) für die FDP die letzten beiden Jahre im Beirat Obervieland.