■ Stille Post: Geflüstertes aus Kultur & Gesellschaft
Züge verpassen, meint die Bahn, könne man in ihren Bahnhöfen auch problemlos. „Wir schicken einfach einen hinterher.“ Doch um Zugfahren geht es in den mitternächtlich ausgestorbenen Hallen – unser Beispiel: Hannover Hbf – gar nicht mehr. Alle, die sich hier jetzt noch aufhalten – ein paar Reisende, DB-Beamte, Alkoholiker, Obdachlose – blicken gebannt in eine Richtung, auf die Videoleinwand, wo überlebensgroß ein Ringer Gewichte stemmt. In Atlanta natürlich. Dabeisein ist alles: der olympische Gedanke, in miefiger Bahnhofsatmosphäre kollektiv gefühlt. In allen großen Städten, gleich nebem dem Info-Riesen. Züge verpassen kann so schön sein ...
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Die Alten sind noch viel verrückter als die Jungen. Gut, der Sohnemann fährt durch halb Amerika, um via Adoptionsagentur endlich auf seine wahren Eltern zu stoßen. Gut, er sucht mit seiner Frau verzweifelt nach einem Namen fürs Baby, das immerhin schon fünf Monate lang anonym auf Erden lebt. Doch dann die Eltern, Alt-68er, Künstler mit veritablem Drugstore im Keller: alles, was Rausch macht. Der Generationskonflikt ist in „Flirting with Disaster“ aufs schönste auf den Kopf gestellt. Und nicht nur daß: Die seit langem liebenswerteste Persiflage auf zwei toughe Cops, deren homosexuelle Glückseligkeit immer daran scheitert, daß sie keine Kinder miteinander haben können, hier ist sie Wirklichkeit geworden (im Filmstudio). taz
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