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Gefängnis–Meuterei auf Elba zieht sich hin

■ Bevölkerung fordert Hubschrauber für die Meuterer, um Leben zu retten / Angeblich wollte Tuti letzten Dienstag fliehen

Porto Azzurro (afp) - Während sich die Meuterer im Gefängnis von Porto Azzurro offensichtlich auf eine längere Belagerung eingerichtet haben, zeigen die Bewohner des kleinen Hafenstädtchens auf Elba ihren Unmut gegenüber den Behörden immer offener. Auf dem Tisch des Militärzeltes vor dem Rathaus thront das Modell eines Hubschraubers, beigefügt sind fast 500 Unterschriften der Dorfbewohner. Die Aufschrift „Ein Hubschrauber, um unsere Brüder und Freunde zu retten“ soll den Mitgliedern des ständigen Ausschusses zur Befreiung der Geisel eine ständige Mahnung sein, lieber nachzugeben, als das Leben der Geiseln zu gefährden. Am Donnerstag abend hatten in Porto Azzurro mehrere hundert Demonstranten gefordert, daß den meuternden Häftlingen der verlangte Hubschrauber zur Verfügung gestellt wird. 21 Geiseln und sieben erkrankte Gefangene befinden sich in der Hand der acht Meuterer, die sich unter der Führung des Neofaschisten Mario Tuti in der Krankenstation des Gefängnisses verschanzt haben.Die Meuterer hatten am Donnerstag große Mengen an Lebensmittel verlangt und auch erhalten. Dies bedeutet nach Ansicht von Beobachtern, daß sich Tuti und seine Mitmeuterer auf eine lange Belagerung eingerichtet haben. Die Geiseln ihrerseits zeigen immer mehr Anzeichen von Erschöpfung und Nervosität. In dieser angespannten Situation schickte der Magistrat der Stadt den Meuterern eine Flasche Wein sowie eine Rose. Tuti soll die Rose der einzigen weiblichen Geisel geschenkt haben. Die Meuterer blieben ihrer Vereinbarung, keinen Alkohol zu trinken treu und rührten den Wein nicht an. Nach den ersten Untersuchungsergebnissen hatten die Häftlinge vorgesehen, am Dienstag zu fliehen. Sie wollten sich bis zum Hafen, wo sie Komplizen erwarten sollten, durchschlagen. Tuti, der in der Gefängniskasse arbeitet, stahl nach diesen Ermittlungen zehn Millionen Lire (13.800 Mark) aus der Kasse.

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